key: cord-0013172-oec37ku5 authors: Kardos, Peter title: Akuter und chronischer Husten – gibt es etwas Neues? date: 2020-10-09 journal: Pneumologe (Berl) DOI: 10.1007/s10405-020-00346-1 sha: a8b004f7e614e01029c30837d28b615a30f34133 doc_id: 13172 cord_uid: oec37ku5 The most frequent cause of acute cough (lasting up to 3 weeks) or subacute cough (3–8 weeks) is a viral infection, which is mostly a self-limiting disease in otherwise healthy persons. Some herbal compounds, the antitussive dextromethorphan and ambroxol are effective for symptom relief. Antibiotics are ineffective and should not be used due to resistance development. If after appropriate diagnostic procedures the cause of chronic cough, i.e. cough lasting more than 8 weeks, cannot be attributed to a well-established respiratory disease, it meets the definition of a disease in its own right, chronic idiopathic (unexplained) cough (CIH). This is caused by hypersensitivity of the cough reflex. Thus, even weak low threshold stimuli, e.g. changing temperature, extensive speaking and odors can trigger the cough reflex. In the case of nonresponse to guideline-conform treatment the definition of chronic refractory cough is met. Die S2k-Leitlinie Husten der DGP (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin) erschien vor 1 Jahr [1] . Sie enthält neue Erkenntnisse über die Pathophysiologie, die Klinik und das klinische Verständnis des Hustens. Auf dem Gebiet der diagnostischen Methoden gibt es wenig Neues gegenüber dem Vorgänger der Leitlinie aus dem Jahre 2010 [2] . Neue Therapeutika für den Husten sind auf dem Markt (noch) nicht verfügbar, Phase-3 Studien stehen vor der Auswertung. Im Folgenden werden die wesentlichen neuen Erkenntnisse vorgestellt. Husten ist ein sehr häufiges Symptom von Erkrankungen der Lunge, der Bronchien und der oberen Atemwege, z. B. von Lungenkrebs, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), aber auch von viralen Infekten. Daher ist Husten z. B. in den USA die häufigste Ursache für ärztliche Konsultationen. Bei der klinischen Evaluation von Patienten mit dem Symptom Husten fällt auf, dass bei der gleichen Erkrankung die Intensität und Häufigkeit des Symptoms Husten starken interindividuellen Schwankungen unterliegt. Mit anderen Worten: Bei manchen Patienten mit COPD oder Lungenfibrose steht Husten bei den Beschwerden an erster Stelle, während andere Patienten ihn nur bei gezielter Nachfrage angeben. Dieses Kontinuum der Beschwerde Husten geht so weit, dass manche Patienten stark unter einem solchen leiden, eine hierfür verantwortliche Krankheit trotz einer intensiven Diagnostik jedoch nicht gefunden werden kann. In diesem Falle ist der Husten kein Symptom mehr (welcher Krankheit?), Husten ist dann eine eigenständige Erkrankung (s. unten). The most frequent cause of acute cough (lasting up to 3 weeks) or subacute cough (3-8 weeks) is a viral infection, which is mostly a selflimiting disease in otherwise healthy persons. Some herbal compounds, the antitussive dextromethorphan and ambroxol are effective for symptom relief. Antibiotics are ineffective and should not be used due to resistance development. If after appropriate diagnostic procedures the cause of chronic cough, i.e. cough lasting more than 8 weeks, cannot be attributed to a well-established respiratory disease, it meets the definition of a disease in its own right, chronic idiopathic (unexplained) cough (CIH). This is caused by hypersensitivity of the cough reflex. Thus, even weak low threshold stimuli, e.g. changing temperature, extensive speaking and odors can trigger the cough reflex. In the case of nonresponse to guideline-conform treatment the definition of chronic refractory cough is met. Virus diseases · Antitussive agents · Ambroxol · Dextromethorphan · Phytotherapy gastroösophagealem Reflux husten, Millionen andere zwar ebenfalls an Reflux leiden, aber nicht husten: Ihr Hustenreflex ist nicht überempfindlich. Die Tatsache, dass der Erkältungshusten auch ohne Therapie spontan abklingt, soll nicht bedeuten, dass die häufig erheblichen Symptome und der Leidensdruck nicht behandelt werden sollen. In den letzten Jahren wurde für mehrere pflanzliche Präparate, für Ambroxol und für Dextromethorphan eine Überlegenheit gegenüber Plazebo für den akuten Husten im Rahmen viraler Infekte gezeigt [3, 4] . Die Initiative "Klug entscheiden" der DGIM (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin) rät für den Regelfall dringend von einer antibiotischen Behandlung der akuten Bronchitis ab [5] . Der Erkältungshusten ist bei ansonsten gesunden Erwachsenen ohne Risikofaktoren in aller Regel eine virale Erkrankung (in 50 % der Fälle Adenoviren, während der Influenzazeit auch Influenzaviren, derzeit auch SARS-CoV-2). Nach einem Cochrane-Review [6] bringen Antibiotika bezüglich des Abklingens der Symptomatik im Durchschnitt einen halben Tag Vorteil, dafür aber gastrointestinale Nebenwirkungen und v. a. eine bedrohliche Zunahme von Resistenzen, die sowohl die ganze Gesellschaft als auch das behandelte Individuum bedrohen. Auch der subakute Husten ist durch ein spontanes Abklingen gekennzeichnet. Aus Tab. 2 gehen die häufigsten Ursachen des subakuten Hustens hervor. Überschneidungen mit dem akuten, aber auch dem chronischen Husten sind möglich. Therapie. Es gibt keine evidenzbasierte Therapie für den subakuten Husten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die für den akuten Husten wirksamen Medikamente auch bei subakutem Husten ein- Der Kehlkopf ist das Organ mit dem dichtesten Besatz von Hustenrezeptoren. Laryngeale Hypersensitivität ist eine häufige Ursache des chronischen idiopathischen Husten, wobei der Husten/Räuspern mit weiteren pharyngolaryngealen Symptomen wie Heiserkeit, Dysphonie, Globusgefühl und auch VCD ("vocal cord dysfunction" mit inspiratorischem Stridor, oft Asthma imitierend) vergesellschaftet ist. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder gar der spezialisierte Phoniater ist gefragt, um funktionelle Abnormitäten im Larynxbereich (organische Ursachen [Larynxtumor], hyperoder hypofunktionelle Dysphonie, VCD), endoskopisch zu diagnostizieren. Die Therapie des CIH bleibt nach wie vor problematisch. Entsprechende Maßnahmen sind in den Empfehlungen zur Atemphysiotherapie der Deutschen Atemwegsliga beschrieben [12] . Entscheidend für den Erfolg ist, dass ein Physiotherapeut mit Spezialisierung auf die Atemphysiotherapie die Behandlung durchführt. Die Logopädie ist eine vielversprechende Behandlung in der Hand eines erfahrenen Logopäden, wenn der chronische idiopathische Husten durch eine laryngeale Hypersensitivität verursacht ist [13] . Die kausale Behandlung der dem Husten zugrunde liegenden Erkrankung ist beim CIH definitionsgemäß nicht möglich. Die Behandlung mit Sekretomotorika (Mukolytika, Sekretolytika) ist zwar weit verbreitet, aber nicht effektiver als Plazebo. Die pathophysiologische Grundlage für den CIH/CRH ist keine Sekretansammlung, sondern die Hypersensitivität des Hustenreflexes, die vom Patienten häufig als Reiz durch gefühlte Verschleimung empfunden wird. Antitussiva spielen eine untergeordnete Rolle, da breit wirksame Antitussiva mit einem positiven Wirkungs-Nebenwirkungs-Effekt für die chronische Anwendung fehlen. Niedrigdosierte Opiate können eine Therapieoption darstellen, haben aber die bekannten Nebenwirkungen wie Abhängigkeit und Obstipation. Ihre Wirkung ist sicherer als die von Kodein, sie sind aber für diese Indikation nicht zugelassen [14] . Neuromodulatoren, üblicherweise für den neuropathischen Schmerz indiziert, sind in der Behandlung von CIH in etwa 20 % der Fälle wirksam, aber für diese Indikation nicht zugelassen. Zu Gabapentin und Pregabalin gibt es entsprechende randomisierte kontrollierte Untersuchungen [15] . Amitriptylin in niedriger Dosierung kann ebenfalls neuromodulierend wirksam sein. Mehrere neue Substanzen befinden sich in klinischer Prüfung, ein P2X3-Rezeptor-Antagonist war in der Phase-2-Prüfung Erfolg versprechend, die Phase-3-Prüfung wird derzeit ausgewertet [16] . Es werden jedoch noch mindestens 2 Jahre vergehen, bis evtl. effektive Therapien für den CIH/CRH zur Verfügung stehen werden. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pnmeumologie und Beatmungsmedizin für Diagnosis und Therapie von Erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten Comprehensive evidence-based review on European antitussives Phytotherapy in acute bronchitis: what is the evidence? Choosing wisely" in infectious diseases : Overuse of antibiotics-too few vaccinations Antibiotics for acute bronchitis Expert opinion on the cough hypersensitivity syndrome in respiratory medicine ERS guidelines on the assessment of cough A worldwide survey of chronic cough: a manifestation of enhanced somatosensory response Acoustic cough-reflux associations in chronic cough: potential triggers and mechanisms Chronic cough as a neuropathic disorder Empfehlungen zur physiotherapeutischen Atemtherapie. Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga, 2. Aufl. Dustri VerlagDr An update on speech pathology management of chronic refractory cough Opiate therapy in chronic cough Pregabalin and speech pathology combination therapy for refractory chronic cough: a randomized controlled trial P2X3 receptor antagonist in chronic cough Interessenkonflikt. Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.Autoren. P. Kardos