key: cord-0006134-juqmxhca authors: nan title: Yersinia enterocolitica Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit: Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit date: 1999-07-01 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s001030050171 sha: 3c61b42b243b89ac521419b54384d042ee23145e doc_id: 6134 cord_uid: juqmxhca nan funden, während O:8, der häufigste der nordamerikanischen Vertreter, in Europa bisher sehr selten nachgewiesen wurde. Der jeweiligen Serovarietät bzw. dem Biotypen werden auch Pathogenitätsmerkmale zugeordnet. So gilt das Serovar O:8 im allgemeinen als virulenter verglichen mit den Serovaren O:3 oder O:9, während Stämme des Biotyps IB nicht als humanpathogen gelten [1, 2] . Yersinien sind psychrophil, d.h. sie vermehren sich auch bei 0-4°C [3] . Diese Eigenschaft wird bei der sogenannten Kälteanreicherung zur selektiven Keimvermehrung in Stuhlproben ausgenutzt. Ebenso können sich Yersinien in kühlgelagerten Materialien, wie Lebensmitteln oder den hier im Mittelpunkt stehenden Erythrozytenkonzentraten, vermehren und, wenn lange genug aufbewahrt, darin hohe Keimzahlen erreichen (s.u.). Viele Bakterien verfügen über spezifische Mechanismen zur Aufnahme von Eisen aus ihrer Umgebung. Die Fähigkeit der verschiedenen Serotypen von Y. enterocolitica, die für ihre Vermehrung notwendigen Eisenionen in unterschiedlicher Weise aufzunehmen, ist ausführlich untersucht worden [4] . Bei Y. enterocolitica hatte in den regelrecht gelagerten Erythrozytenkonzentraten, die zu Septikämien führten, eine Keimzahl von 10 8 -10 9 /ml erreicht. Nach den heutigen Vorstellungen liegt der Keim in der Konserve aufgrund einer unerkannten Bakteriämie des Spenders zunächst im Bereich von 10-100 CFU (Colony Forming Units)/ml vor. Erst nach Ablauf von zwei bis drei Wochen beginnt die rasche Vermehrung des Keimes. Die diesem Geschehen zugrunde liegenden Vorgänge sind nicht vollständig geklärt. Es scheint jedoch, daß die besonderen Eigenschaften von Y. enterocolitica, und insbesondere die der Serovare O:3, O:9 u.ä., bei der Entwicklung hoher Keimzahlen in den kontaminierten Konserven zusammenwirken (Vergl. [7] ). Wie die Abläufe bei der Herstellung und Lagerung der Erythrozytenkonzentrate dazu beisteuern, läßt sich in der nachfolgenden Weise darstellen, auch wenn nicht alle damit implizierten Prozesse belegt sind. Am Anfang steht die klinisch nicht erkannte Bakteriämie. Sie ist deshalb kaum festzustellen, weil die Keimdichte sehr niedrig ist, das kurzkettige LPS wenig pathogen ist und nur in geringem Umfang aus der outer membrane freigesetzt wird. Die bei einer akuten Yersinien-Infektion erwartete Durchfallssymptomatik kann ausbleiben, unbeachtet Tage vor der Spende oder erst nach der Spende auftreten. In zwei Drittel der Yersinia-assoziierten Zwischenfälle ließ sich überhaupt keine abdominale Symptomatik ermitteln (Vgl. [8] ). Der Ur-sprung der Keime kann auch außerhalb des Bauchraumes vermutet werden, etwa in intrazellulärer Form in den Geweben persistierend (Vgl. [6] ). Bei der Abkühlung der als Vollblutkonserve vorliegende Spende verliert Y. enterocolitica die plasmidkodierten Eigenschaften. Die neu aktivierten Eigenschaften, die chromosomal kodiert sind, ermöglichen dem Bakterium das Eindringen in phagozytierende Zellen. Extrazellulär verbleibende Keime können über Komplement-Aktivierung eliminiert werden, die intrazellulären Erreger überleben. Entscheidend ist, daß für die Abtötung bzw. Aufnahme in die Phagozyten hinreichend Zeit bleibt. Bei der folgenden Komponententrennung werden die Erythrozyten in plasmaarmes Medium überführt und anschließend auf die Lagerungstemperatur von 4±2°C abgekühlt. Komplement, wenn noch in wirksamen Mengen vorhanden, ist jetzt kaum mehr aktivierbar. Nach ca. einer Woche beginnen die Leukozyten in größerem Umfang zu zerfallen und die noch lebensfähigen Yersinien freizugeben. Der gleichzeitige stetige Zerfall kleiner Mengen von Erythrozyten versorgt die Keime mit Eisen, das im Hämin in verwertbarer Form zur Verfügung steht. Gegen Ende der zweiten Lagerungswoche beginnt gewöhnlich die mikrobiologisch nachweisbare Vermehrung der Bakterien, die dann in der dritten Woche hohe Konzentrationen erreichen und große Mengen an LPS freisetzen können. Aus In-vitro-Versuchen ging hervor, daß sich der Serotyp O:8 in experimentell inokulierten Erythrozytenkonzentraten unter diesen Bedingungen deutlich geringer vermehren kann als der Serotyp O:3. Dies bestätigt die anderweitig beobachtete ausgeprägte Serumresistenz von O:3 unter 25°C [9] und ist in Kongruenz mit dem hohen Anteil des O:3-Serotyps an transfusionsassoziierten Sepsisfällen. Das klinische Spektrum der durch die humanpathogenen Y. enterocolitica verusachten Infektionen umfaßt im wesentlichen Bei der peroralen Infektion können sich die Keime im ileozökalen Bereich festsetzen und dort Ulzera verursachen, häufig begleitet von transienter Bakteriämie. Es kommt entweder zu spontaner Abheilung der Ulzera oder auch zu septikämischem Verlauf. Bei Kleinkindern kann sich die Yersinieninfektion zu einer schweren Enterokolitis entwickeln, die lebensbedrohlich werden kann. Rektale Blutungen und Darmperforation können auftreten. Die Enterokolitis der älteren Kinder und der Erwachsenen äußert sich gewöhnlich mit Durchfall, Fieber und Leibschmerzen, mit Fokussierung auf den rechten unteren Quadranten des Abdomens unter Ausbildung einer pseudoappendizitischen Symptomatik, die durch eine Entzündung der lokalen Lymphknoten ausgelöst wird. Die Symptomatik kann jedoch auch nur angedeutet bis inapparent sein. Klinisch ist die Symptomatik beim Erwachsenen kaum von der Vielzahl anderer in Frage kommender "banaler" gastrointestinaler Infekte abzugrenzen. Bei dieser Symptomatik wird eine mikrobiologische Diagnostik selten eingeleitet. Der Erreger kann nach Abklingen der Symptome noch weiter (zwei bis sechs Wochen) mit dem Stuhl ausgeschieden werden [10] . Diskutiert wird, ob der Keim darüber hinaus in den Geweben noch langwährend persistiert [6] . Stuhl ausscheiden, ist nicht bekannt. Eine prospektive Studie zur Häufigkeit von Bakteriämien, ausgewiesen an bakteriologisch untersuchten, verfallenen Blutkonserven ist ebenfalls nicht bekannt. Dagegen berichten Heesemann und Karch [10] über die Häufigkeit von Spendern mit erhöhten Antikörpertitern gegenüber Y. enterocolitica.Wie bereits unter 1.4. ausgeführt, waren danach 40% isoliert IgG-positiv und bis zu 9% IgA-positiv. Eine finnische Studie [12] , in der weniger spezifische Antigenpräparationen eingesetzt wurden, kam in der Gesamtbevölkerung auf eine Häufigkeit von bis zu 4% unter "unauffälligen" Personen (vorheriger Ausschluß von reaktiven Arthritiden u.ä.). Eine routinemäßige Testung der Spender bzw. dessen Spende auf Bakterien im allgemeinen und Y. enterocolitica im speziellen wird nicht durchgeführt, da keine praktikable Methodik zur Verfügung steht. Beim Spender asymptomatisch oder symptomarm verlaufende Bakteriämien können somit unerkannt bleiben. Antikörpernachweise erscheinen ebenfalls nicht praktikabel. Der Nachweis einer frischen Infektion ist auf den Anstieg von spezifischem IgG angewiesen (s. 1.4), eine konsekutive, mindestens zweimalige serologische Untersuchung im Zusammenhang mit einer Blutspende wäre notwendig. Genom-Nachweisverfahren (Gensonden, Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren) sind derzeit nicht für einen derartigen Routineeinsatz geeignet.Von vereinzelt laufenden Untersuchungen unter Einsatz anderer Verfahren wird immer wieder berichtet. In einer Studie beim amerikanischen Roten Kreuz [13] Aus Kanada wurde von einem Versuch berichtet, zum Zeitpunkt der Spende noch unerkannte Bakteriämien aufzudecken, indem man die Spender aufforderte, sich zu melden, wenn bei ihnen innerhalb der ersten Woche nach der Spende Durchfall oder eine Infektion aufträte. Etwa 0,03% der Spender lösten eine Nachuntersuchung der Spende und ggf. Nachforschungen bei den Transfusionsempfängern aus.Weder waren Bakterien nachweisbar noch ließen sich Transfusionszwischenfälle eruieren [14] . Für Personen, die eine Eigenbluttransfusion vorbereiten, wird eine stringente Einhaltung der Kriterien, die für Fremdblutspenden gilt, empfohlen, um damit auch einer Y. enterocolitica-Übertragung vorzubeugen. Im Falle eines Transfusionszwischenfalles, der mit Y. enterocolitica in Zusammenhang gebracht wird, erfolgt gewöhnlich eine intensive Befragung des Spenders zur Aufklärung des epidemiologischen Zusammenhanges. Gegebenenfalls wird man ihn zu Nachuntersuchungen bitten, um in Stuhlproben nach dem Erreger zu suchen oder serologische oder andere Parameter für eine frisch erworbene Yersinien-Infektion zu überprüfen. Für den Spender selbst ist das Ereignis gewöhnlich ohne weitere Bedeutung, da bei ihm in den meisten Darstellungen von Zwischenfällen sind jedoch erschienen [22] ; weiterhin liegt eine Meldung an das Paul-Ehrlich-Institut vor. Auch bei autologen Spenden sind Yersinia-Sepsis-Fälle wiederholt berichtet worden [23, 24] . Auffallenderweise wurden bei den Transfusionszwischenfällen mit Y. enterocolitica weltweit nur Stämme identifiziert, die keine Siderophorenbildung aufweisen, nämlich die Serovare O:3, O:9, O:5,27 usw. (siehe dazu die Aufstellungen bei [4, 7, 21] ). Der in den USA relativ weit verbreitete und allgemein als virulenter angesehene siderophorenbildende Serovar O:8 wurde auch dort bisher nicht bei Transfusionszwischenfällen beobachtet (siehe hierzu auch 1.1.). Die bisherigen Kenntnisse sprechen dafür, daß durch Y. enterocolitica bedingte Transfusionszwischenfälle vor 1985 deutlich seltener gewesen sein müssen als in den Jahren danach.Auf der Suche nach relevanten Veränderungen, die Mitte der achtziger Jahre eingetreten waren und möglicherweise die erhöhte Zahl an Zwischenfällen erklären könnten, konzentrierten sich Gibb et al. [25] auf die Einführung der additiven Lösung zur Konservierung der Erythrozyten. In den USA erfolgte dies beispielsweise zwischen 1983 und 1985. Die additive Lösung ersetzt das zuvor verwendete Plasma bis zu 90%. Gibb In den USA sind den Gesundheitsbehörden von 1985 bis 1991 elf Fälle einer Yersiniensepsis im Zusammenhang mit der Transfusion von Erythrozytenkonzentraten berichtet worden, von 1991 bis 1996 zehn Fälle [8] . 50% der durch Erythrozytenkonzentrate ausgelösten Sepsisfälle gingen in den USA auf Y. enterocolitica zurück [15] . Eine 1997 in den USA durchgeführte Risikobewertung kam zu dem Ergebnis, daß yersinienassoziierte Transfusionszwischenfälle sich mit einer Häufigkeit von etwa 1:500 000 übertragener Erythrozytenkonzentrate ereignen dürften. Eine ähnliche Einschätzung (1:1 Million) aufgrund britischer Zahlen trafen Mitchell und Barr [16] . Für Zwischenfälle mit tödlichem Ausgang findet sich in der Literatur die Angabe 1:9 Millionen [17] , gestützt auf Zahlen, die der Food and Drug Administration, USA, gemeldet wurden. Es ist allerdings nicht bekannt, wieviele der tödlich verlaufenden Transfusionszwischenfälle der FDA tatsächlich bekannt werden. Möglicherweise würde eine systematischer durchgeführte bakterielle Untersuchung minder schwer verlaufender Transfusionszwischenfälle ebenfalls ein genaueres Abbild der Situation vermitteln. Die Übertragung von Yersinien durch gepoolte Thrombozytenkonzentrate ist bisher zweimal berichtet worden [16, 18] . Bemerkenswert ist, daß in mehreren der berichteten Fälle die Transfusion von Thrombozytenkonzentraten unauffällig verlaufen war und Erythrozytenkonzentrate aus der gleichen Spende tödlich verlaufende Yersiniensepsen ausgelöst hatten [19] [20] [21] . Für Deutschland liegen keine zusammenfassenden Zahlen über einen ähnlichen Zeitraum vor. Kasuistische Bundesgesundheitsbl -Gesundheitsforsch -Gesundheitsschutz 7·99 | 617 auffallenden Veränderungen bei Transfusionszwischenfällen berichtet. In Neuseeland hingegen, wo zwischen 1991 und 1996 acht Y. enterocolitica-assoziierte Transfusionszwischenfälle (davon fünf mit tödlichem Ausgang) beobachtet worden waren, welches einer Häufigkeit von 1:65 000 entspricht, sind gesamtepidemiologische Überlegungen angestellt worden [21] . Nach einer überstandenen Yersiniensepsis dürfte von dem Patienten nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand keine Gefahr für seine nächste Umgebung ausgehen. Es ist nicht bekannt, inwieweit mit andauernder Ausscheidung im Gefolge zu rechnen ist, und ob eine solche eine gesundheitliche Gefahr für ihn oder seine Umgebung bedeuten könnte. Zu den Sequelae einer Infektion mit Y. enterocolitica wie z.B. Arthritis siehe unter 1.2. Eine Belastung mit Y. enterocolitica ist nur bei Erythrozytenkonzentraten und in weit geringerem Umfang bei Thrombozytenkonzentraten zu erwarten. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Konserven aus Fremd-oder Eigenblutspenden handelt. Das Risiko, mit der Erythrozytenkonzentrate belastet sein dürften, kann unter Vorbehalt bei Bei den zehn in den USA für den Zeitraum 1991-1996 belegten Y. enterocolitica-Zwischenfällen starben fünf Patienten innerhalb von sechs Tagen nach der Transfusion. Die Transfusion einer Yersinien-belasteten Konserve löst die für einen Endotoxinschock typischen Symptome wie Kreislaufzusammenbruch, Fieber, Atemnot (ARDS) und disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIC) aus. Unter minder belasteten Konserven kann sich das klinische Bild zunächst nur auf Hypotonie und erhöhte Temperaturen beschränken. Ein tödlicher Ausgang, der trotz intensivmedizinischer Betreuung eintritt, beruht meist auf Multiorganversagen. Wenn eine belastete Konserve unter Narkose transfundiert wird, können die ersten Zeichen der Endotoxinwirkung, ansteigende Temperatur und Blutdruckabfall, kaschiert sein oder nur sehr diskret auftreten. Antibiotika helfen nicht gegen die akuten Auswirkungen der Yersiniensepsis. Die Patienten bedürfen des sofortigen intensivmedizinischen Einsatzes zur Bekämpfung des Endotoxinschocks. Jedoch muß durch eine zu diesem Zeitpunkt breit angelegte Antibiose -der Erreger ist gewöhnlich nicht bekannt -die Vermehrung der infundierten Erreger verhindert werden.Inwieweit hierbei zu berücksichtigen ist, daß aus den dann zerfallenden Erregern weiteres Endotoxin freigesetzt wird,ist in der Literatur noch nicht eingehend diskutiert worden (Vergl. [27] ).Wie grundsätzlich bei jedem Transfusionszwischenfall sollte noch vor Beginn der Antibiotikaapplikation eine Blutkultur angelegt werden, um den noch unbekannten Erreger identifizieren zu können.Das läßt sich nicht immer verwirklichen, da der Patient bereits aus anderen Indikationen mit Antibiotika behandelt sein kann. Auch dann jedoch sollte die Anlage einer Blutkultur nicht unterbleiben, der Umstand der Antibiotikagabe unter Angabe des Präparates aber bei der 1:500 000 angegeben werden (s. dazu die weiteren Ausführungen in 3.1). Bei gefrorenem Frischplasma oder Plasmaderivaten ist nicht mit einer massenweisen Übertragung von Y. enterocolitica zu rechnen. In der Regel ist von sehr geringen Keimkonzentrationen kurz nach der Spende auszugehen, auch wenn schließlich >10 9 Keime pro ml bei Transfusionszwischenfällen gefunden werden. Nach Modellversuchen mit inokulierten Erythrozytenkonzentraten reichen ein bis zehn Keime pro ml für den Start einer derartigen Vermehrung aus. Tatsächlich in einer Spende aufgetretene initiale Konzentrationen sind bisher jedoch noch nicht bestimmt worden. Für die Annahme einer sehr niedrigen initialen Keimkonzentration spricht auch die Beobachtung, daß in unmittelbar nach der Spende abgetrennten Schlauchabschnitten yersinienbelasteter Konserven (10 7 -10 9 CFU/ml), die zu schwersten Zwischenfällen führten, keine Keime nachweisbar waren [28] . Praktikable Verfahren zur routinemäßigen Überprüfung jeder Spende, wie sie bei viralen Markern üblich sind, stehen nicht zur Verfügung. Die Sterilitätstestung in den Blutspendediensten arbeitet mit Stichproben und dient allein dem Erfordernis, zur Qualität der Konservenzubereitung und ggf. der der Spender Aussagen zu treffen. Sie eignet sich nicht dazu, belastete Konserven aussondern zu wollen. Die initial als sehr niedrig vermutete Konzentration der Keime dürfte häufig unter der Nachweisgrenze einer Sterilitätstestung bzw. einer NAT liegen. Demzufolge könnte ein Test erst nach Vermehrung der Keime (z.B. vor der Ausgabe des Präparates) erfolgreich eingesetzt werden. Ein solches Vorgehen würde jedoch die Ausgabe der benötigten Blutkonserve gegenwärtig in nicht hinnehmbarer Weise verzögern, da der Zeitbedarf für die kulturellen Techniken bzw. eine NAT zu hoch ist. Hinzu kommt, daß für solche Tests richtet [28] . Daher kann man sich nicht auf die immer wieder berichteten Zeichen einer mikrobiologischen Besiedlung wie dunkle Verfärbung, Klumpenbildung, Hämolyse oder Verfärbung des (zellfreien) Überstandes stützen, um die Transfusion einer mit Y. enterocolitica kontaminierten Konserve vermeiden. Das Gebot, die Konserven vor der Transfusion auf die genannten Zeichen hin sorgfältig zu inspizieren, bleibt davon jedoch unberührt. Als umfassende Maßnahme gegen ein bakterielles Wachstum in den Blutbeuteln ist vorgeschlagen worden, die Konserven mit Antibiotika zu versetzen [31] . Die Verteuerung der Konserven und die zu befürchtenden Nebenwirkungen wie Allergisierung bzw. das Vorliegen einer Allergie bei den Empfängern und eine Förderung der Resistenzentwicklung hielten von einer solchen Maßnahme ab. Wie experimentell an den sehr selten mit Y. enterocolitica kontaminierten Thrombozytenkonzentraten gezeigt wurde, ist eine Abtötung dieser (und anderer) Erreger in Blutkomponenten grundsätzlich möglich. Durch Behandlung mit einem Psoralen (S-59) und anschließender UV-Bestrahlung (UVA, 320-400 nm) konnte Y. enterocolitica um den Faktor 10 6 reduziert werden [32] . Für die typischerweise betroffenen Erythrozytenkonzentrate liegen keine derartigen Experimente vor. Ohnehin müßte zunächst geklärt werden, ob eine solche Behandlung die Erythrozyten schädigt und toxikologisch unbedenklich ist. Weiterhin ist die Lichtdurchlässigkeit dieser Blutkomponenten in der gegenwärtig benutzten Beutelabfüllung unzureichend. In vielfältigen experimentellen Studien wurde überprüft, ob Y. enterocolitica mittels Leukozytenfiltration zu entfernen sei. Generell ist (bei Unterschieden zwischen den Serotypen) eine wesentliche Reduktion bis hin zur Eliminierung der Bakterien beobachtet worden. Die überwiegende Mehrzahl dieser Untersuchungen leidet jedoch unter methodischen Mängeln (z.B. fehlender der Beutel geöffnet werden müßte, was mit Kontaminationsrisiken verbunden und unbedingt zu vermeiden ist. Schlauchabschnitte, die ein Volumen von 300 bis 500 µl aufweisen, eignen sich, wie oben ausgeführt, dazu nicht. Unabhängig von der klinischen Erfahrung ist bei den vermuteten niedrigen Konzentrationen von ein bis zehn Keimen pro ml allein schon aus statistischen Gründen mit erregerfreien Segmenten zu rechnen. Für weniger aufwendige Verfahren anstelle der Erfassung einer Keimvermehrung wie z.B. die Verwendung von PCR auf Yersinia enterocolitica liegen Ergebnisse vor [29] ; sie sind jedoch für den routinemäßigen Einsatz nicht geeignet. Andere direkte Bestimmungsverfahren wie Gramfärbung, Akridinorangefärbung, universelle Gensonden auf bakterielle rRNA werden als zu insensitiv bzw. wenig praktikabel eingeschätzt [21] . Indirekt ansetzende Verfahren (Surrogatteste) wie die Erfassung von pH-Wert-Veränderungen oder der verminderte Glukosegehalt der Konserve sind verschiedentlich vorgeschlagen worden. Sie wären unter vergleichsweise geringem zeitlichem und technischen Aufwand einsetzbar. Bei artifiziell inokulierten Thrombozytenkonzentraten zeigten Urin-dipsticks erniedrigte pH-und Glukosewerte an [30] . Unter den überprüften Enterobacteriaceae waren Klebsiella pneumoniae und Serratia marcescens, jedoch nicht Yersinia enterocolitica. Das Verfahren ist gegenwärtig bei klinisch eingesetzten Thrombozytenkonzentraten in der Erprobung. Über einen Versuch, das Verfahren auf Erythrozytenkonzentrate auszudehnen, wurde bisher nicht berichtet. Es wäre unmittelbar vor der vorgesehenen Transfusion sinnvollerweise einzusetzen. Die Öffnung des Beutels wäre dann sowieso notwendig, und es käme dabei die für die Transfusion maßgebende Keimkonzentration zum Tragen. Aus der Literatur ist bekannt, daß selbst hochgradig kontaminierte Konserven äußerlich unauffällig waren. Lediglich in einem (tödlich verlaufenen) Fall wird von einem hämolytisch veränderten Plasma des Konservenrestes be-Nachweis von Antikörpern gegen Y. enterocolitica, Nichtberücksichtigung eventuellen Verlustes von Virulenzplasmiden während der Anzucht im Labor, Vernachlässigung der Unterschiede zwischen den verschiedenen Serotypen), so daß ihre Interpretation nur unter Vorbehalt möglich ist. Bei zusammenfassender Wertung aller experimenteller Daten kann jedoch festgestellt werden, daß es zu einer zeitabhängigen Verminderung der Zahl vermehrungsfähiger Y. enterocolitica durch die Aufbewahrung der (Vollblut-)Spende bei Raumtemperatur kommt (siehe hierzu auch 1.1. Erregereigenschaften). Diese Bewertung dieser Ergebnisse ging mit der Vorstellung einher, daß die Keime als fakultativ-intrazelluläre Bakterien vorwiegend in Phagozyten (Monozyten, Granulozyten) überleben oder mit ihnen auch nur assoziiert sind, so daß Leukozytendepletion zur Reduktion der Bakterien führt. Die Lagerung selbst läßt die bakteriziden Elemente des Plasmas zum Zuge kommen (s. unten und auch die ausführliche Darstellung bei [33] ). Festlegungen zur optimalen Lagerungszeit des Vollblutes vor der Leukozytenfiltration sind in der Literatur nicht zu finden. Buchholz et al. [9] Die Abwägung von denkbaren prophylaktischen Maßnahmen, die seit Ende der achtziger Jahre diskutiert werden, ist schwierig, da die Inzidenzen niedrig und die Basiszahlen zur Ausgangslage dürftig sind. Solche Voraussetzungen erschweren eine sachgerechte Kosten-Nutzen-Analyse, speziell für eine allein auf die Yersinien ausgerichtete Maßnahme. Verschiedentlich wird vorgeschlagen, Spender auszuschließen, die in den vorausgegangenen vier Wochen fieberhafte Erkrankungen und/oder Durchfallerkrankungen hatten. Vorliegende Daten aus Deutschland sprechen dafür, daß die Rückstellrate von Spendern nicht wesentlich ansteigen würde. Aufgrund der spärlichen Datenlage ist zwar nicht zu belegen, daß eine solche Befragung zur Verminderung der Transfusionsreaktionen durch Y. enterocolitica führt. Es ist jedoch eine Reduktion von Kontaminationen durch Y. enterocolitica und andere bakterielle Erreger zu erwarten. Es wird daher empfohlen, eine Frage nach fieberhaften Erkrankungen und/oder Durchfallerkrankungen in die Spenderauswahlkriterien aufzunehmen. Viele Gesichtspunkte sprechen für die Leukozytenfiltration, wenn sie nach ausreichender Vorinkubation der unfraktionierten Spende bei Raumtemperatur erfolgt. Inzwischen ist die Leukozytenfiltration in einigen Ländern Europas aus anderen Gründen eingeführt; in anderen Ländern, wie z.B. Deutschland, wird ihre Einführung in Betracht gezogen. Man sollte diese Entwicklung nutzen und versuchen, die Bedingungen, unter denen dieses Verfahren gehandhabt wird, so zu gestalten, daß dabei auch Yersinien entfernt werden können (d.h. eine Lagerung des Vollbluts für mindestens sechs Stunden bei Raumtemperatur vor Leukofiltration). Buchholz et al. [9] und Gibb et al. [25] kann die Empfehlung abgeleitet werden, Spenden unfraktioniert für mindestens sechs Stunden bei Raumtemperatur zu lagern, bevor man sie in die Komponenten auftrennt. Während Yersinia enterocolitica die Sicherheit von Blutkomponenten erheblich beeinträchtigen kann, spielen sie bei Plasmaderivaten keine Rolle. Typischerweise sind Erythrozytenkonzentrate betroffen, in Ausnahmen Thrombozytenkonzentrate; über Zwischenfälle mit gefrorenem Frischplasma (GFP) liegen keine Berichte vor. Elimination bzw. Inaktivierung von Bakterien bzw. der Yersinien in zellulären Blutzubereitungen sind noch keine praktizierten Verfahren. Möglicherweise ließen sich mit der Leukozytenfiltration, die u.a. zur Elimination intrazellulärer Viren sowie des Creutzfeldt-Jakob-Agens propagiert wird, auch ggf. vorhandene Yersinien entfernen. Offen bleibt, ob die optimal erscheinenden Bedingungen zur Abtrennung einiger Bakterienspezies und insbesondere der Yersinien mit anderen Anforderungen an die Aufbereitung der Vollblutspende vereinbar sind. Ob eine Leukozytendepletion tatsächlich eine reale Verbesserung darstellt, könnte erst nach einer langen Beobachtungszeit festgestellt werden. Die bisher beobachteten geringen Fallzahlen erlauben keine kurzfristige Bewertung. Durch Y. enterocolitica bedingte Transfusionsreaktionen sind seltene Ereignisse. Die Gesamtzahl der durch Y. enterocolitica ausgelösten Transfusionsreaktionen wird mit 1:500 000 angegeben. Für tödlich verlaufende Zwischenfälle werden in der Literatur Häufigkeiten zwischen 1:1 Mio bis 1:10 Mio berichtet. Beim Umgang mit diesen Zahlen ist jedoch zu beachten, daß bislang die systematische Erfassung bakterieller Transfusionszwischenfälle vernachlässigt wurde. Aktuelle Studien, z.B. die derzeit Es wurde erarbeitet von den Mitgliedern der Untergruppe "Bewertung Blut-assoziierter Krankheitserreger" des Arbeitskreises Blut Surveillance of human Yersinia enterocolitica infections in Belgium Die Gattung Yersinia, Yersiniosen Inhibitory effect of 0°C storage on the proliferation of Yersinia enterocolitica in donated blood Yersinia enterocolitica: The charisma continues Iron, infections, and anemia of inflammation Persistence of Yersinia enterocolitica in man Factors affecting growth of Yersinia enterocolitica in cellular blood products Red blood cell transfusions contaminated with Yersinia enterocolitica -United States, 1991-1996, and initiation of a national study to detect bacteriaassociated transfusion reactions Removal of Yersinia enterocolitica from AS-1 red cells Diagnostik von Yersiniosen und Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) Asymptomatic Yersinia enterocolitica infections during an outbreak in a day-nursery Yersinia antibodies in inflammatory joint disease Screening blood donors for gastrointestinal illness: a strategy to eliminate carriers of Yersinia enterocolitica Incidence of positive bacterial cultures after donor call-back (abstract) Current status of microbial contamination of blood components: summary of a conference Transfusing Yersinia enterocolitica Transfusing Yersinia enterocolitica Platelet transfusion reaction due to Yersinia enterocolitica Fatal Yersinia enterocolitica (Serotype O:5,27) sepsis after blood transfusion Yersinia enterocolitica transmission from a red cell unit 34 days old Transfusion transmitted Yersinia enterocolitica infection in New Zealand Letale Yersiniensepsis nach intraoperativer Transfusion Yersinia enterocolitica septicemia in autologous blood transfusion Autologous transfusion-transmitted Yersinia enterocolitica Failure to kill Yersinia enterocolitica by plasma diluted to the concentration found in red cell units Growth and endotoxin production of Yersinia enterocolitica and Enterobacter agglomerans in packed erythrocytes The significance of endotoxin release in experimental and clinical sepsis in surgical patients -evidence for antibiotic-induced endotoxin release? Sepsis associated with transfusion of red cells contaminated with Yersinia enterocolitica Direct identification of Yersinia enterocolitica in blood by polymerase chain reaction amplification Rapid identification of bacterially contaminated platelets using reagent strips: glucose and pH analysis as markers of bacterial metabolism Transfusion-associated bacterial sepsis Photochemical inactivation of viruses and bacteria in platelet concentrates by use of a novel psoralen and long-wavelength ultraviolet light Use of leukodepletion filters for the removal of bacteria