key: cord-0004787-uocadc35 authors: Gross, Rudolf title: Gedanken zur Differentialdiagnostik* date: 2003 journal: Med Klin (Munich) DOI: 10.1007/s00063-003-1312-7 sha: e041daedbebf33da0b4da0189feef70c642b8db9 doc_id: 4787 cord_uid: uocadc35 Referring to H. E. Bock’s famous lectures on differential diagnostics, some recent developments are discussed. Topical remarks are given concerning modern differential diagnostics. In general, they have changed from the diagnostic of the phenotype to the detection of the pathogenesis. Differentialdiagnose ist die richtige Schlussfolgerung aus einer Gruppe von Symptomen (= Syndrom) beim einzelnen Kranken. Die Beschäftigung mit dieser Kunst will ich Differentialdiagnostik nennen: "differentiare" bedeutet "unterscheiden"; "diagignoskein" heißt wörtlich "durch und durch erkennen". Differentialdiagnose ist somit, wie so oft in der Medizin, ein lateinischgriechischer Hendiadyoin (= sag eines durch zwei) oder -um es salopp zu formulieren -doppelt gemoppelt. Trotzdem hat sich der Ausdruck eingebürgert und sollte so bleiben. Allein im deutschen Sprachraum stehen so großartige Bücher wie die von Hegglin begonnene, von seinem Schüler Siegenthaler [18] weitergeführte Differentialdiagnose, die von Kaufmann [10] sowie von Classen et al. [4] Ist ein bestimmtes Organ befallen, so bereitet die Differentialdiagnose mittels der genannten bildgebenden Verfahren oder der Endoskopie, evtl. gezielter Punktion, meist keine Probleme. Schwieriger wird die Diagnose, wenn eines oder mehrere der zahlreichen Allgemeinsymptome allein das Krankheitsbild beherrschen. Handelt es sich um sog. prämonitorische Symptome oder um ein bereits ausgeprägtes und erfassbares Krankheitsbild? Oder handelt es sich um einen primären oder sekundären Befall eines oder mehrerer Organe im Rahmen einer Systemerkrankung? Manchmal helfen breite Laborfächer oder das sorgfältige "Absuchen" aller Organe weiter. Früher war die erste Frage: "Waren Sie in den letzten Jahren in den Tropen oder in subtropischen Gebieten? Sind Sie mit Tieren in engeren Kontakt gekommen?" Mit der verneinenden Antwort konnten über 80% der in Frage kommenden Infektionskrankheiten ausgeschlossen werden. Heute -im Zeichen des globalen Tourismus -hat diese Frage an differentialdiagnostischer Bedeutung eingebüßt: Erinnert sei nur an das Auftreten des West-Nile-Virus in New York [9, 14] oder an die Epidemiologie von SARS [5, 12] . Auch erleben wir durch Migration eine Zunahme der Lues und der (evtl. "atypischen") Tuberkulose. Dazu hat die Arzneimittelforschung manche Krankheitsbilder als medikamentös bedingt entlarvt, die man früher nicht so recht zuordnen konnte. Mit dem Fortschritt der Medizin hat sich die Differentialdiagnose der Erscheinungen mehr zu einer Differentialdiagnose der Ursachen hin entwickelt. Novums organon. Deutscher Nachdruck. Hamburg: Meinert Autoptische Befunde und klinische Diagnosen Performance of four computer based diagnostic systems Differentialdiagnose Das schwere akute Atemwegssyndrom The value of the autopsy in three medical areas Der Prozess der Diagnose Transmission of West Nile virus from organ donor to transplant recipients Internistische Differentialdiagnosen, 4. Aufl Misdiagnosis at an university hospital in 4 medical areas Das schwere akute Atemwegssyndrom Über die Entwicklung der Medizin in den letzten 50 Jahren Autoptische Befunde und klinische Diagnose. Universität Köln: Inauguraldissertation Artificial intelligence in clinical medicine: where do we stand?