key: cord-028341-93e30n3n authors: Bünte, Claudia title: China und die Wirtschaft: Der Riese erwacht nicht, er ist längst auf der Überholspur date: 2020-06-26 journal: Die chinesische KI-Revolution DOI: 10.1007/978-3-658-29795-4_2 sha: doc_id: 28341 cord_uid: 93e30n3n Die chinesische und die westlich geprägte Welt sind deutlich unterschiedlich. Um die Innovationskraft verstehen und richtig einordnen zu können, die gerade bei KI von China ausgeht und weiter ausgehen wird, zeigt dieses Kapitel, wie sich China im Vergleich zur westlichen Welt wirtschaftlich entwickelt und bis 2050 voraussichtlich entwickeln wird. Dabei wird deutlich, dass China den Westen bereits in einigen Punkten rasant überholt hat und dass dieses Überholen weitergehen wird, insbesondere (aber nicht nur) durch den chinesischen 5-Jahresplan rund um „Made in China 2025“. Wie es sich u. a. anfühlt, diese Entwicklung hautnah seit 30 Jahren mitzuerleben, berichtet anschließend Beatrix Frisch, General Manager China von Mackevision CG Technologies im Interview. Das Kapitel zeigt anschließend die Unterschiede im Datenschutz sowie dem Datenschutzgefühl (also welche Daten wie schützenswert sein sollten) im Westen und in China. Es diskutiert die damit verbundenen Auswirkungen auf die Implementierungsgeschwindigkeit der chinesischen Gesellschaft in Bezug auf neue, datenverarbeitende Technologien, wie Künstliche Intelligenz eine ist. Es legt dar, dass genau diese Unterschiede im Datenschutz einer der entscheidenden Faktoren dafür sein wird, dass China im Bereich Künstliche Intelligenz die weltweite Führung übernehmen wird. Anschließend werden die drei wichtigsten 5-Jahrespläne vorgestellt und diskutiert, also: „Made in China 2025“, das die Industrieproduktion Chinas optimieren und mit hochwertigen Erzeugnissen Chinas Position als wichtige Produktionsmacht weiter ausbauen soll; der 5-Jahresplan Chinas von 2017, der die Zeit von 2017 bis 2050 umfasst und der China an die Spitze der führenden Wirtschaftsmächte bringen soll; der Plan des Zentralkommitees zur Rolle der KI von 2017, der KI als den entscheidenden Faktor für China auf dem Weg zur führenden globalen Macht definiert. Das Kapitel zeigt weiter, wie stark China den Bereich KI bereits heute unterstützt. Es liefert Zahlen zu den finanziellen Mitteln im eigenen Land, zur globalen Unterstützung von KI-Startups (hier ist China global führend) und bringt Beispiele für die unbürokratische Unterstützung der Behörden, sobald ein Thema im Fokus der chinesischen Planung steht. Außerdem gibt einen breiten Überblick über das Schul- und Universitätsgrogramm Chinas, das so angelegt wird, dass es die nötigen Expert(∗)innen hervorbringt, um zu einer „AI first“-Nation zu werden. Es folgt ein Interview mit Matthias Müller, dem General Manager des German Center of Industry and Trade in Shanghai, über seine Erfahrungen nach über 20 Jahren in China. Das Kapitel schließt ab mit einem Fazit, warum es sich lohnt, nach China zu schauen. Die chinesische und die westlich geprägte Welt sind deutlich unterschiedlich. Um die Innovationskraft verstehen und richtig einordnen zu können, die gerade bei KI von China ausgeht und weiter ausgehen wird, zeigt dieses Kapitel, wie sich China im Vergleich zur westlichen Welt wirtschaftlich entwickelt und bis 2050 voraussichtlich entwickeln wird. Dabei wird deutlich, dass China den Westen bereits in einigen Punkten rasant überholt hat und dass dieses Überholen weitergehen wird, insbesondere (aber nicht nur) durch den chinesischen 5-Jahresplan rund um "Made in China 2025". Wie es sich u. a. anfühlt, diese Entwicklung hautnah seit 30 Jahren mitzuerleben, berichtet anschließend Beatrix Frisch, General Manager China von Mackevision CG Technologies im Interview. Das Kapitel zeigt anschließend die Unterschiede im Datenschutz sowie dem Datenschutzgefühl (also welche Daten wie schützenswert sein sollten) im Westen und in China. Es diskutiert die damit verbundenen Auswirkungen auf die Implementierungsgeschwindigkeit der chinesischen Gesellschaft in Bezug auf neue, datenverarbeitende Technologien, wie Künstliche Intelligenz eine ist. Es legt dar, dass genau diese Unterschiede im Datenschutz einer der entscheidenden Faktoren dafür sein wird, dass China im Bereich Künstliche Intelligenz die weltweite Führung übernehmen wird. Anschließend werden die drei wichtigsten 5-Jahrespläne vorgestellt und diskutiert, also: "Made in China 2025", das die Industrieproduktion Chinas optimieren und mit hochwertigen Erzeugnissen Chinas Position als wichtige Produktionsmacht weiter ausbauen soll; der 5-Jahresplan Chinas von 2017, der die Zeit von 2017 bis 2050 umfasst und der China an die Spitze der führenden Wirtschaftsmächte bringen soll; der Plan des Zentralkommitees zur Rolle der KI von 2017, der KI als den entscheidenden Faktor für China auf dem Weg zur führenden globalen Macht definiert. Das Kapitel zeigt weiter, wie stark China den Bereich KI bereits heute unterstützt. Es liefert Zahlen zu den finanziellen Mitteln im eigenen Land, zur globalen Unterstützung von KI-Startups (hier ist China global führend) und bringt Beispiele für die unbürokratische Unterstützung der Behörden, sobald ein Thema im Fokus der chinesischen Planung steht. Außerdem gibt einen breiten Überblick über das Schul-und Universitätsgrogramm Chinas, das so angelegt wird, dass es die nötigen Expert * innen hervorbringt, um zu einer "AI first"-Nation zu werden. Es folgt ein Interview mit Matthias Müller, dem General Manager des German Center of Industry and Trade in Shanghai, über seine Erfahrungen nach über 20 Jahren in China. Das Kapitel schließt ab mit einem Fazit, warum es sich lohnt, nach China zu schauen. Typischerweise schauen wir in Europa bei technischen Innovationen in die USA. Und tatsächlich lohnt sich auch bei KI und digitaler Transformation der Blick "über den großen Teich". Allerdings sind die Entwicklungen auf den Gebieten der KI und der digitalen Transformation in Asien, allen voran China, deutlich schneller und massiver. Aber warum fällt das in Europa und den USA so wenig auf? Der sogenannte "Westen" behandelt den sogenannten "Osten" noch häufig wie die Zeitgenossen von Queen Victoria im 19. Jahrhundert: Die westliche Kultur und Wirtschaft dünken sich noch immer überlegen, China und Indien scheinen vergleichsweise zurückgeblieben und brauchten ggf. sogar Hilfe. Redewendungen wie "developed world" und "developing world" sind dafür nur ein erstes, sprachliches Zeichen. Ab etwa 1850 bis in die 1970er-Jahre mag dieses Bild von China noch richtig gewesen sein: Der Untergang des kaiserlichen Chinas und damit das westliche Bild war geprägt vom Opiumkrieg und Drogenabhängigen, von günstigen Arbeitskräften aus China für den Bau der US-Eisenbahnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sogenannten "Hunnenrede" Wilhelms des II. 1900 angesichts des Boxeraufstandes in China und der Abschottung Chinas nach dem Erstarken des Kommunismus und dem "großen Sprung vorwärts" von Mao Zedong. Dieser sogenannte große Sprung sollte den zweiten Fünfjahresplan 1958-1962 inhaltlich ausfüllen und die chinesische Wirtschaft auf Augenhöhe mit der westlichen Welt bringen. Tatsächlich musste der Plan gestoppt werden, da die Auswirkungen in eine Hungersnot mündeten, bei der nach vorsichtigen Schätzungen rund 30 Millionen Menschen durch Hunger und Gewalt ums Leben kamen (Gottschalk 2011) . So sehr das westliche Bild von diesen rund 120 Jahren geprägt sein mag, so falsch ist es im historischen Vergleich. Denn die 1500 Jahre vor 1850 und die Jahre seit etwa 1980 passen gar nicht in das Bild einer im Vergleich zum Westen unterentwickelten Kultur oder eines zurückgebliebenen Wirtschaftsraumes. Im Gegenteil: China war viele Jahrhunderte räumlich, kulturell und wirtschaftlich eines der führenden, wenn nicht das führende Land auf der Welt. Unter der mongolischen Herrschaft war China ab etwas 1215 das nach Fläche größte Land der Erde, ganze vier Mal so groß wie das Römische Reich. Zeitgleich gab es hier die größten Städte der Welt. Man kannte den Buchdruck 500 Jahre vor Guttenberg, und Schießpulver und Papiergeld wurden bereits genutzt (ZDF History Ohne Jahresangabe). Zu Beginn der Ming-Dynastie, direkt nach den Mongolen gibt es um ca. 1430 herum im Reich der Mitte die größte Schiffsflotte der Welt (Dabringhaus 2011) Etwa seit den 1970er-Jahren erholt sich China wirtschaftlich von der 120 Jahre dauernden Fremdherrschaft und inneren Machtkämpfen, ohne dass dies vom Westen ausreichend registriert wurde. Das, was man ab den 1970er-Jahren von Chinas Wirtschaft hauptsächlich wahrnahm, wirkte zunächst nicht wie die Leistungen einer sich wirtschaftlich entwickelnden Industrienation: Die in den Westen exportierte Billigware "Made in China" machte China zur "Werkbank" des Westens und die Qualitätswahrnehmung war gering. Die Studentenaufstände 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking und deren blutige Zerschlagung mit den anschließenden, recht halbherzigen, wirtschaftlichen Sanktionen des Westens wirkten im Westen wie ein weiteres Kapitel einer Politik, die keine Demokratie zulassen wollte und wirtschaftlich abhängig vom Westen war. Dieser kurze Abriss macht verständlich, warum der Westen größtenteils zum Gefühl einer gewissen Überlegenheit tendierte, sowohl in moralischer, wirtschaftlicher wie kultureller Hinsicht. "Wie sollte China also jemals in der Lage sein, Vorreiter in Wirtschaft und Kultur zu werden" hätte man sich fragen können. Diese Sicht ist heute mehr als überholt. China holt nicht nur auf, es hat den Westen in vielen Bereichen längst überholt und weite Teile der Weltwirtschaft bereits von sich abhängig gemacht. Das gleiche gilt, mit in zeitlicher Verzögerung, für Indien. Ich bin daher genau wie Hans Rosling (2019) der Meinung, dass eine einfache Aufteilung der Welt in "die" und "wir" oder "Westen" und "Osten", "developing world" und "developed world" längst nicht mehr ausreicht, um die Komplexität der Welt zu erklären. 1 Schauen wir uns das näher für China an: Zum einen zeigt China ein enormes wirtschaftliches Wachstum. Zwischen 1980 und 2017 wuchs das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, kaufkraftbereinigt, um den Faktor 34, während das BIP Deutschlands und der USA nur um den Faktor 4 bzw. 5 zulegten, zugegeben von einem sehr hohen Niveau kommend. Das BIP Indiens, dem bevölkerungsreichsten Land nach China, wuchs im selben Zeitraum um den Faktor 13 (siehe Abb. 2.1). Gleichzeitig sank die Zahl der Menschen in extremer Armut -das sind Menschen, die bis 1 US-Dollar am Tag zur Verfügung haben: Lebten in Indien und China 1997 noch 42 % der Bevölkerung in extremer Armut, ist dieser Wert 2017 in beiden Ländern gesunken: In Indien fiel er auf absolut 12 %, das sind 270 Millionen Menschen weniger Menschen, die in Armut leben. In China reduzierte sich der Wert sogar auf 0,7 % absolut -das sind rund eine halbe Milliarde Menschen, die nicht mehr in absoluter Armut leben müssen (Rosling 2019, S. 69 Zum diesem "Chinesischen Traum" gehört auch der Ausbau der sogenannten "Neue Seidenstraße", das größte Infrastrukturprojekt Chinas außerhalb der eigenen Grenzen. Der Plan sieht vor, einen Seeweg und einen Landweg von China bis nach Europa zu schaffen. China will angeblich 900 Milliarden US-Dollar in dieses Vorhaben investieren (Steinmetz 2017) und bietet den betroffenen Ländern großzügige Kredite an, wenn sie sich daran beteiligen. 60 Länder haben von diesem Angebot bereits Gebrauch gemacht. China hat parallel dazu den Hafen von Piräus in Griechenland gekauft und hält 10 % der Anteile des Flughafens von Toulouse in Frankreich (Lepault und Franklin 2018) . In Dschibuti, einer kleinen Republik an der Ostküste von Afrika, hat China 2017 die erste Militärbasis außerhalb Chinas eröffnet. Dschibuti liegt strategisch günstig am Eingang zum Roten Meer, einem Teil der seeseitigen Seidenstraße (Steinmetz 2017) . China engagiert sich ebenfalls in Afrika und vergibt dort Kredite für Infrastrukturprojekte (Lepault und Franklin 2018) , kauft global Wasservorräte und Land auf und war bereits 2012 nach der US-Notenbank der größte Gläubiger der USA (Hackhausen 2012) . Mit mehr als einer Billion US-Dollar in 2017 liegt die Verschuldung der USA bei China in 2018 schon bei 1,2 Billionen US-Dollar (Manager Magazin 2018). Uns mag nicht alles gefallen, was wir sehen, angefangen von fehlender Mitbestimmung der Bürger * innen am politischen Geschehen über den aus westlicher Sicht mangelnden Datenschutz bis hin zu einem unguten Gefühl in westlichen Wirtschaftskreisen, die eigenen Innovationen, einmal in China auf den Markt gebracht, würden nicht mehr so geschützt, wie man es von einem europäischen Patentschutz erwarten könnte. Aber nur, weil es uns nicht gefallen mag, heißt dies nicht, dass es nicht stattfinde oder uns nicht betreffe. Es gibt Stimmen, die meinen, dass sich China, um wirtschaftlich weiter erfolgreich zu sein, in Zukunft mehr um seine Bürger * innen kümmern müsse. Dyer, ein Journalist der Financial Times und vormaliger Büroleiter der Financial Times in Peking, schrieb dazu im Jahr 2014: "On the economic side, the growth model that relies on funneling cheap bank loans to investment projects is running out of steam and needs to be replaced by more emphasis on consumers. Most of the goals that China has set itself for the coming decades, weather it is encouraging more innovation or winning cultural recognition, are rooted in the initiative of private citizens. The next Chinese era will be less about the state and much more about the individual. XI's challenge is to chart a series of reforms that start to address these demands without provoking a backlash from the party's many and powerful vested interests" (Dyer 2014, S. 277) . Sollte dies umgesetzt werden -und es sieht ganz danach aus -wird es dem einzelnen Chinesen und der einzelnen Chinesin wirtschaftlich immer besser gehen und der individuelle Konsum wird weiter zunehmen. E-Commerce, B2C-Marketing und KI als unterstützendes Tool kommen in diesem Spiel eine Schlüsselrolle zu, die ich im Folgenden noch eingehender erörtern werden. Chinas wachsende Bedeutung in der Wirtschaft wird uns in der sogenannten "entwickelten" Welt umdenken lassen müssen. In nur wenigen Jahren wird ein normaler Einerseits ist die Annahme von Innovation generell positiver und willkommener denn in der westlichen bzw. entwickelten Welt (Japan gehört hinzu, liegt aber im Osten). Jedoch ist dies auch ein natürliches Phänomen, wenn man bedenkt, dass jahrhundertelanges Abschotten sowie die Kulturrevolution mit den folgenden Jahren des Chaos keine Modernisierung ermöglichten. Mit Deng Xiaopings Vorstoß, den Fortschritt proaktiv ins Land zu lassen, wurde das Innovationsklima zunächst nur langsam genährt. Vorwiegend kamen veraltete Technologien und Produkte ins Land, was sicherlich auch mit dem zunächst vergleichsweise geringerem Einkommens-und Entwicklungsniveaus in China zu tun hatte. Schnell jedoch kam die Lust am Neuen, auch mit wachsender Möglichkeit, ins Ausland zu reisen und zu guter Letzt natürlich auch mit der rasanten Verbreitung des Internets, das weitere Impulse setzte. Daraus entwickelte sich jedoch ein Hunger nach dem nächsten neuen Trend, der zu einer relativ schnellen Müdigkeit mit Blick auf das gerade Erreichte führte. Insofern gab es oft wenig Chancen, das, was gerade neu und in war, vernünftig und nachhaltig weiter zu entwickeln. Im Gegensatz hierzu hat sich das Marketing nicht so schnell und auch nicht in der gleichen Art entwickelt, wie in der "westlichen" Welt. Der Unterschied liegt darin, dass Chinesinnen und Chinesen ein vermehrtes Maß an Informationen zu einem Produkt haben wollen. Dies liegt zum einen am gewissen Mangel an einer durchgängigen Erfahrung mit den Produkten oder Serviceangeboten, zum anderen durchaus auch an der anderen Sprachkultur, die eher visuell orientiert ist (chinesische Schriftzeichen sind keine Buchstaben, sondern stammen von Piktogrammen). Das Marketing in China muss also sehr visuell und erläuternd sein. Experience Marketing hat in China daher einen weitaus höheren Stellenwert als im Westen. Ein weiteres Phänomen ist die rasante Entwicklung des Online-Handels und die Rolle des digitalen Marketings. Dies ist vor allem der Größe des Landes geschuldet, die eine durchgängige und gleichmäßige Durchdringung mit Gütern und Services erschwert. Zudem ist durchaus eine Differenzierung von Bildungsständen und Einkommen zu bedenken, die sich wiederum in zeitlich versetzten Adaptionen von Innovationen zeigt (Tier 1-Städte bzw. Megalopolen gegenüber Tier 4 und 5) Marketing wurde in der Anfangszeit vor allem durch die ausländischen Firmen geprägt; die chinesischen Marken entwickelten ihr Marketingverständnis zuerst nachahmend aus, denn was die Ausländer ausführten, galt als Vorbild und "state of the art". Eine kopierte Marketingbotschaft konnte fast schon eher als Hommage oder Kompliment für die originale Marke gesehen werden. In der Zwischenzeit und mit wachsendem Nationalstolz entwickelte sich dann eine China- Im Prinzip ist meiner Einschätzung nach China definitiv vor Europa anzusiedeln, alleine basierend auf dem fast unbegrenzten Zugang zu einem der größten Datenpools der Welt. In China kennt man keine gesetzliche Restriktion à la DSGVO, es ist maximal der Export personenbezogener Daten ins Ausland geschützt und ab einem Umfang von 50.000 persönlichen Datensätzen gesetzlich verboten. Mit der Vorgabe von Echtnamen-Registrierungen für Telefon und Internetkonten vor einigen Jahren wurde dieser Zugang zu Echtdaten möglich und einfach. Alleine aufgrund der Bevölkerungsgröße und der massiven Durchsetzung der Nutzung von mobilen Diensten und Anwendungen im Alltag kann man von einem guten Entwicklungsstand ausgehen. Zumal auch die Bevölkerung hier keine Aversionen zeigt, einfach gesagt, weil sie nichts anderes kennt. Wieweit allerdings die tatsächliche Nutzung und Anwendung der Daten im Bereich KI vorangeschritten ist, ist für mich schwer einzuschätzen, da ich hier keine direkten Erfahrungen besitze. Jedoch ist davon auszugehen, dass die meisten chinesischen Unternehmen einfacher auf die Anwendung von KI eingehen können, da sie weniger etablierte Strukturen vorweisen. Auch die Belegschaft ist im Schnitt jünger und eher der digitalen Generation zuzuordnen, was die Einbindung von KI vereinfacht und somit die allgemeine Entwicklung in und mit dieser Ressource vorantreiben kann und wird. Was wäre aus Ihrer Sicht die größte Veränderung, die Marketing-und Salesmanager*innen in Europa in den nächsten 5 Jahren erfahren werden? Der Bedarf und die Anwendungsmöglichkeiten für Programmatic Marketing, von Diensten zur Individualisierung und die Integration zwischen verschiedenen Industrien werden sich rasant weiterentwickeln. In unserem eigenen Bereich der 3D-Visualisierung mit Computer-generierten Bildern (CGI) erleben wir einen der schnellsten Wandel der letzten fünf Jahre. Bedarf und Verfügbarkeit an Ressourcen (KI, Mensch und Maschine) treiben die Entwicklung fast schon in Wochenschritten voran. Sie erleben seit 30 Jahren die positive wirtschaftliche Entwicklung in China mit. Hätten Sie ein paar Beispiele aus Ihrem Alltag, die diese Entwicklung zeigen? Die Mobilität ändert sich: Vor drei bis vier Jahren konnte man noch ein Taxi an der Straße heranwinken. Mittlerweile geht dies nur noch mit einer der gängigen (und mehr werdenden) Mobilitäts-Apps wie DIDI. Bezahlen mit Bargeld wird als veraltet angesehen, man nutzt hier nur noch das Mobiltelefon mit WeChat Pay oder AliPay -das gilt auch für den Straßenverkäufer. Flugzeuge sind vorwiegend mit chinesischen Passagieren gebucht, Ausländer sieht man nur noch selten. Und: Chinesische Kollegen nehmen mittlerweile tatsächlich ihren Urlaub, um die Welt zu erkunden. Das Prozedere für Visa (Reise-oder Arbeitsvisa) ist für Ausländer komplexer und schwieriger geworden -China scheint die Einreise von Ausländern generell beschränken zu wollen, und für Arbeitsvisa gerade wegen einer wachsenden eigenen Arbeitsbevölkerung. Das Stadtbild ändert sich: Die alten Gebäude weichen modernen mit wenig chinesischen Merkmalen. Einerseits ist es nachvollziehbar, dass alte (marode) Gebäude verschwinden; doch gleichzeitig verlieren die Städte auch an kultureller Identität. Doch bei allem Fortschritt bleiben einige Phänomene auch unverändert: Bankgeschäfte zum Beispiel bedürfen einer Vorort-Präsenz mit einem Zeitaufwand von mindestens einer Stunde (ausgenommen ist der Transfer zwischen Konten bis zu einer gewissen Summe innerhalb Chinas). Woran liegt diese positive Entwicklung aus Ihrer Sicht? Was macht China richtig? Das hat nichts mit richtig oder falsch zu tun, sondern hat zum einen mit dem enormen Bedarf, der nach den langen Jahren der Abschottung erkannt wurde. Zum anderen ist es natürlich die Tatsache, dass China ein Ein-Parteien-Staat ist, der in sozialistischer Manier eine Planungsökonomie betreibt und somit alle Entscheidungen in zentraler Art trifft, mit Roll-out in die Provinzen. Sämtliche Infrastruktur ist staatlich, Innovationsprojekte werden staatlich geplant und gelenkt. Das Einzelschicksal hat sich einerseits dem unterzuordnen, auch ggf. die Natur. Für die Hochgeschwindigkeitsstrecken werden z. B. gerade Strecken geplant, so weit möglich; liegt ein Dorf, Feld oder Wald im Weg, so gibt es keine Umweltschützer, die sich in den Weg stellen. Andererseits ist die chinesische Bevölkerung stolz auf die Entwicklung und unterstützt sie, auch wenn es einmal gegen den eigenen Willen und das eigene Wohl geht. Seine Nichtexistenz und die Unterordnung unter das Allgemeinwohl. Es erscheint mir außerdem oft so, dass in China das berühmte "bigger picture" nicht gesehen wird oder in zu engen Grenzen, den chinesischen Grenzen. Die Tatsache, dass andere Länder und Kulturen anders funktionieren, scheint auch den chinesischen Marketern fremd oder schwierig zu sein. Wenn Sie Marketingmanager*innen und Werber*innen in Europa einen Tipp geben sollten, was sie mehr/besser machen sollten, um wettbewerbsfähig zu sein, was wäre das? Sich informiert halten, was in den diversen Regionen der Welt geschieht. Anzunehmen, dass überall deutsche, westliche oder amerikanische Verhältnisse bestehen, ist genauso falsch, wie anzunehmen, dass das deutsche Marketing für amerikanische Konsument * innen passt. Die kulturellen und sprachlichen Belange und Bilder sind divers und diffizil. Im Ausland zu arbeiten, vor allem in einem Land, das weniger bekannt oder entwickelt ist, erweitert den Horizont. Zudem sollte man danach streben, relevant zu bleiben, zu wissen: "Was sind Trends, technologische Bedingungen und Bedarfe, ohne die sich die Welt in der nahen Zukunft nicht mehr bewegen wird? Erst 2014 hatte Chinas Staats-und Parteichef Xi Jinping die Cybersicherheit zu einer Frage der nationalen Sicherheit erklärt (Alsabah 2017) . Seitdem gibt es in China viel Bewegung im Datenschutz, eine regelrechte Aufrüstung. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund der rasant wachsenden Nutzung von Onlinediensten wichtig und nötig. 731 Millionen Internetnutzer gab es in 2016 in China (Alsabah 2017 ) und es musste festgelegt werden, wer wann wie diese Daten verarbeiten und nutzen darf. Das Cybersicherheitsgesetz vom 1. Juni 2017 regelt einen Teil davon. Es soll für Datensicherheit, den Schutz kritischer Infrastrukturen sowie zu einem kleineren Teil für den Schutz der Privatsphäre chinesischer Bürger sorgen. Auf diese Weise zwingt es auch ausländische Unternehmen zu einem hohen Grad an Transparenz. Bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Strafen bis zum Entzug der Gewerbeerlaubnis. Nach Alsabah ergeben sich daraus für westliche Firmen vier Herausforderungen (Alsabah 2017) : Erstens müssten laut dem Cybersicherheitsgesetz von 2017 IT-Produkte, die zu den sogenannten "Kritischen Infrastrukturen" zählen, eine staatliche Sicherheitsprüfung bestehen. Das neue Gesetz klassifiziere folgende Infrastrukturbereiche als kritisch: Kommunikationswesen, Energie, Transport, Wasserversorgung, Finanzwesen sowie E-Government-Dienstleistungen. Darüber hinaus werde nicht genauer definierte Bereiche genannt, die Auswirkungen auf die "nationale Sicherheit", "das Wohlergehen der Bürger" oder das "öffentliche Interesse" haben. Diese vagen Formulierungen erlaubten es den Behörden, weitere Bereiche als "kritisch" einzustufen. Die Sicherheitsanforderungen würden für alle Produkte gelten, die mit digitalen Daten zu tun haben. Ausländische Technologien betrachtet man besonders kritisch. Zweitens seien Unternehmen verpflichtet, bestimmte Daten in Zukunft lokal zu speichern. (Nutzer-)Daten, die von Betreibern "Kritischer Infrastrukturen" gesammelt werden, müssen nach dem Cybersicherheitsgesetz innerhalb Chinas gespeichert werden. Drittens zwingt das Antiterrorismusgesetz von 2015 Unternehmen, staatlichen Behörden Zugriff auf die Daten von Terrorverdächtigen zu gestatten. Das könne sich als äußerst problematisch erweisen, etwa für Unternehmen, welche die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzen. Sie verfügten damit nicht über die technischen Möglichkeiten, die Daten ihrer Konsument * innen einzusehen und könnten einer entsprechenden Aufforderung daher nicht nachkommen. Das Gesetz lasse hier keine Ausnahmen zu. Viertens schreibe die "Verordnung über den kommerziellen Einsatz von Verschlüsselung" (1999) (Dorloff 2019) . Vor einem Kauf die AGBs gründlich durchlesen oder mühevoll Formulare ausfüllen, will offenbar kaum jemand. Auch bei Lee finden sich entsprechende Kommentare: "But people in China are more accepting of having their faces, voices, and shopping choices captured and digitized. This is another example of the broader Chinese willingness to trade some degree of privacy for convenience." (Lee 2018, S. 124 Obwohl dieses Gesetz sehr weitereichend aussieht, werden auch hier wieder primär die Firmen und die Nutzer haftbar gemacht und nicht die Regierungsbehörden (Shi-Kupfer und Chen, Massenhaft Nutzer -mangelhafter Datenschutz, 2017, S. 2). Die chinesische Regierung ist auf den reibungslosen Aus-und Aufbau eines nationalen Datennetzwerkes angewiesen. Dieses Datennetzwerk bildet den Grundpfeiler des von der Zentralregierung vorangetriebenen gesellschaftlichen Bonitätssystems (Social Credit System), mit dem das Verhalten von Firmen und Einzelpersonen überwacht und gesteuert werden soll. Mit Strafen und Belohnungen will Peking Unternehmen und Bürger * innen zu regelkonformem Verhalten erziehen. Das Social-Credit-System befindet sich derzeit in der Pilotierung, 2020 soll es flächendeckend eingeführt werden. Obwohl zur Zeit die Teilnahme daran noch freiwillig ist, soll es angeblich schon von über 50 % genutzt werden (Ryssel 2019 "Wohlverhalten" ist z. B. die Pflege älterer Familienangehöriger, positiv auf die Nachbarschaft einzuwirken, Blut zu spenden, aber auch, sich lobend über die Regierung in Sozialen Medien zu äußern. Als "Fehlverhalten" wird angesehen, zum Beispiel bei Rot über die Ampel zu gehen oder betrunken Auto zu fahren, in Online-Spielen zu betrügen, aber auch, sich regierungskritisch in Sozialen Medien zu Wort zu melden oder "illegal" gegen die Behörden zu demonstrieren. Dass diese Überwachung im Verkehr bereits live geschaltet ist, zeigt Abb. 2.5. Die Aufnahme hat die Autorin im November 2019 auf einer ganz normalen Straße in Peking aufgenommen. An der Kreuzung filmen Kameras, welche Fußgänger * innen bei Rot über die Ampel gehen. Deren Gesichter werden direkt an der Straße auf einer großen Videowand gezeigt. Die Augen der Verkehrsünder * innen werden dabei noch mit einem schwarzen Balken belegt, so dass nicht unmittelbar erkenntlich ist, welche Person sich gerade regelwidrig verhalten hat. Der Film, aus dem die Bilder kopiert sind, findet sich hier: geschränkten Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen rechnen. Aus westlicher Sicht besonders besorgniserregend ist die Idee, Menschen mit geringem Punktestand mit Name, ID und Foto im öffentlichen Raum an den Pranger zu stellen oder der Plan eine Tonwarnung vor dem Freizeichen einzubauen, wenn man eine entsprechende Person anrufen will (Benrath und Bartsch, Asien in Zahlen -Teil II -Punktabzug für zu seltene Besuche bei den Eltern, 2018). Erste Nachteile wurden schon eingeführt: 17,5 Millionen Chinesen und Chinesinnen durften im Jahr 2018 nicht fliegen, 5,5 Millionen nicht mit dem Schnellzug fahren, weil ihre Sozial-Punkte zu niedrig waren (Wurzel 2019) . Chines * innen, die die Sicherheits-App von Qihoo 360 auf ihrem Smartphone installiert haben, sollen in Zukunft gewarnt werden, wenn sie es mit jemanden am Telefon zu tun haben, der auf der Schwarze Liste des Bezirksgerichts Chaoyang steht (Trivium China 2019, S. 44). Auch die wichtigsten Tech-Firmen Chinas sind auf die eine oder andere Art und Weise am System beteiligt: "That is to say: We haven't found any evidence to suggest that behavioral shopping data (like what items people purchase online), and social media data (like what people say in chat rooms), will feed directly into the national social credit database. You won't get a black mark on your record for buying cigarettes. However, private tech platforms are participating in the social credit system, particularly in the areas of fintech and ecommerce. It's a little difficult to tease the concepts of fintech and ecommerce apart, because many of China's major ecommerce players are also China's biggest online lenders, and they operate financial services platforms" (Trivium China 2019, S. 44 In der ersten Stufe soll China in zehn Jahren zu einer wichtigen Produktionsmacht aufsteigen: Bis 2020 will man die Industrialisierung erreichen, die Fertigungskraft konsolidieren und die Digitalisierung der Fertigung erheblich vorantreiben. Bis 2025 soll sich die Gesamtqualität der Fertigung und die Innovationskapazität deutlich verbessern, die Arbeitsproduktivität insgesamt soll sich erheblich erhöhen und die Integration der IT in die Industrie ein fortgeschrittenes Niveau erreichen. Die zu erreichenden Wirtschaftsindikatoren und ihre Wachstumsraten bis 2025 werden ebenfalls definiert. Hierbei wird z. B. angestrebt, dass die Breitbandabdeckung für das Internet von 37 % im Jahr 2013 auf 82 % im Jahr 2025 ansteigen soll. In der zweiten Stufe bis 2035 soll das chinesische verarbeitende Gewerbe ein mittleres Niveau unter den Weltherstellern erreichen. In der dritten Stufe bis zum Jahr 2049, dem hundertsten Jahrestag der Gründung des sogenannten "New Chinas", also der Volksrepublik China, soll Chinas Status im verarbeitenden Gewerbe konsolidiert und China zum führenden Land unter den Fertigungsländern der Welt geworden sein. Die drei wichtigsten politischen Instrumente sind dabei Technologieaustausch mit ausländischen Unternehmen für den Marktzugang zu China, beschränkter Zugang für Ausländer und der Aufkauf von ausländischen Unternehmen und deren Knowhow. 4 Die zehn strategischen Wirtschaftsbereiche, auf die man sich fokussieren will, sind . Interessant ist außerdem, dass in diesem Text kein einziges Mal das Wort Künstliche Intelligenz genannt wird, sondern damit verwandte Begriffe wie "IoT" (Internet of Things) und "Digitalisierung". Dass nur zwei Jahre später ein ganzes Strategiepapier zu KI erscheint, zeigt, wie dynamisch China sich auf Regierungsebene den schnell weiterentwickelnden Marktbedingungen anpasst (Webster et al. 2017) . In dieser Rede stellt Xi einen 3-Stufen-Plan für China vor. In der ersten Stufe wolle man bis 2020 eine insgesamt mäßig prosperierende Gesellschaft schaffen, in der zweiten Stufe bis 2035 China grundsätzlich modernisieren und bis 2050 aus China ein auf allen Gebieten hervorragendes, modernes sozialistisches Land machen. Ziele, die bis 2035 erreicht sein sollen, sind: • "China's economic and technological strength has increased significantly. China has become a global leader in innovation. • The rights of the people to participate and to develop as equals are adequately protected. The rule of law for the country, the government, and society is basically in place. Institutions in all fields are further improved; the modernization of China's system and capacity for governance is basically achieved. • Social etiquette and civility are significantly enhanced. China's cultural soft power has grown much stronger; Chinese culture has greater appeal. • People are leading more comfortable lives, and the size of the middle-income group has grown considerably. Disparities in urban-rural development, in development between regions, and in living standards are significantly reduced; equitable access to basic pu-blic services is basically ensured; and solid progress has been made toward prosperity for everyone. • A modern social governance system has basically taken shape, and society is full of vitality, harmonious, and orderly. • There is a fundamental improvement in the environment; the goal of building a Beautiful China is basically attained" (Xi 2017, S. 24-25) Drei Dinge fallen hier auf: Zum einen wird der Plan wie schon das Strategiepapier zu "Made in China 2025" mit klaren, messbaren Zielen verbunden. Zum zweiten sind die formulierten Ziele erneut nicht nur gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Natur, sondern allumfassender, da auch die Umwelt, das Regierungssystem, chinesische Kultur und das Rechtswesen mit einbezogen werden. Und zum dritten will China nun schneller, nämlich bis 2035, weltweit führend sein bei Innovationen. Noch 2015, also nur zwei Jahre vorher, wollte man bis 2049 führend sein. Die Ziele, die China bis 2050 erreichen soll, sind noch anspruchsvoller: • "New heights are reached in every dimension of material, political, cultural and ethical, social, and ecological advancement. • Modernization of China's system and capacity for governance is achieved. • China has become a global leader in terms of composite national strength and international influence. • Common prosperity for everyone is basically achieved. • The Chinese people enjoy happier, safer, and healthier lives." (Xi 2017, S. 25) Auch hier fällt auf, dass die Ziele breit angelegt sind, allerdings auch weniger greifbar, vermutlich, weil 33 Jahre im Voraus geplant wird. Dennoch ist der Anspruch, führend in der Welt zu sein, klar erkennbar. Dass KI dabei eine wichtige Rolle spielen soll, geht aus der letzten der drei Quelle hervor: In diesem Plan erläutert das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas die strategische Wichtigkeit von KI als grundsätzlich weltverändernd und essentiell für Chinas Entwicklung auf dem Weg zur führenden globalen Macht: "The rapid development of artificial intelligence (AI) will profoundly change human society and life and change the world. To seize the major strategic opportunity for the development of AI, to build China's first-mover advantage in the development of AI, to accelerate the construction of an innovative nation and global power in science and technology, in accordance with the requirements of the CPC Central Committee and the State Council, this plan has been formulated." (Webster et al. 2017 Zwar sehen, wie beschrieben, auch die führenden westlichen Industrienationen in KI eine der Schlüsseltechnologien dieses Jahrhunderts (FAZ 2018) und unterstützen sie mit finanziellen Mitteln -die EU z. B. bis Ende 2020 mit geplanten 20 Mrd. Euro aus privaten und öffentlichen Händen (John 2018) , die deutsche Regierung bis 2025 mit 3 Mrd. Euro aus öffentlicher Hand (Heide 2018) . Gegen die finanziellen Ressourcen, die China bereitstellen will, wirken diese Summen aber recht klein: China, das bis 2030 führend auf dem Gebiet der KI führend sein will, schätzt diese neue Branche auf einen Wert von 130 Milliarden Euro (Hua und Jahn 2018) und plant u. a. einen 1,76 Milliarden teuren KI-Gewerbepark in Peking (Neuerer 2018) . 2017 hat China 8,7 % der staatlichen Haushaltsausgaben daher in R&D investiert, die USA dagegen nur 2,9 % (Manuel 2019). Dies finanzielle Unterstützung geht gar nicht mal nur von der Zentralregierung aus, sondern von den vielen lokalen Funktionären, die darum wetteifern, der Partei zu zeigen, wie gut sie in der lokalen Umsetzung sind. Ein gutes Beispiel dafür sind die Investitionen in Xiong'an, eine Region etwa 80 km entfernt von Peking, die so umgestaltet wird, dass sie, wenn alles nach Plan läuft, die weltweit erste Stadt sein wird, die speziell auf autonom fahrende Autos ausgerichtet ist. Baidu hat einen Vertrag mit der lokalen Administration geschlossen, dort eine solche KI-Stadt zu entwickeln, mit Verkehrsmanagement, autonomen Fahrzeugen und bestimmten Umweltschutzmaßnahmen. Schätzungen gehen von einer Investition von 583 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur von Xiong'an aus (Lee 2018, S. 133 -134) . Man muss nicht viel Phantasie haben, um sich vorzustellen, dass ein Staat, der ein Bonus/ Malus-System für Unternehmen und Bürger * innen eingeführt, ein vergleichsweise laxes Persönlichkeitsdatenschutzgesetz und klare 5-Jahrespläne inkl. Budget für das Thema KI entwickelt und kommuniziert hat, in der Lage ist, den entsprechenden Firmen und Startups rund um KI bei Genehmigungen und anderen bürokratischen Prozessen bevorzugt weiterzuhelfen. An zwei Beispielen wird dies exemplarisch deutlich: Shenzhen, bis dahin eher landwirtschaftlich geprägt, wurde unter Deng Xiaoping im Mai 1980 zur ersten Sonderwirtschaftszone Chinas, unter anderem wegen seiner günstigen Lage direkt gegenüber von Hongkong. Bis dahin war die Stadt rund 300.000 Einwohner groß. Seitdem Shenzhen Sondergenehmigungen und Unterstützung vom Staat erhält, ist die Stadt bis 2017 auf 11 Millionen Einwohner angewachsen. Sie besitzt eine eigene Börse. Nicht nur einige der wichtigsten chinesischen Hightec-Firmen, wie etwa BYD, Dingoo, Gionee, Hasee, Huawei, Skyworth, Tencent, Xunlei oder ZTE siedelten sich dort an, auch viele ausländische IT-Unternehmen haben Niederlassungen in der Stadt. Dazu zählen beispielsweise Siemens und der weltgrößte Elektronikhersteller Foxconn, der mit mehr als 300.000 Mitarbeiter * innen iPods für Apple und Bauteile für Sony, Nintendo und Hewlett-Packard herstellt (Wikipedia 2019a, b) . Ganz nebenbei hat Shenzhen auch die erste flächendeckende Ausrüstung mit Gesichtserkennungskameras weltweit; die Stadt beobachtet ihre Bewohner rund um die Uhr (Lohse 2018). Die dabei gesammelten Daten werden in einem System namens "Skynet" zentral gesammelt. Bereits heute ist die Polizei in Shenzhen damit in der Lage, per Foto eines Gegenübers und dem Abgleich mit einer App, den Betreffenden zu identifizieren. Selbst, wenn er oder sie den Ausweis nicht dabeihat, oder nicht zeigen will, kann sie feststellen, ob er oder sie polizeilich gesucht wird (Orth 2019) . Alle gesammelten Daten werden in einer Schaltzentrale der Stadtverwaltung zusammengeführt. Hier ist dokumentiert, wie die Wasser-, Strom-und Gesundheitsversorgung aktuell aussieht und bei welchen Häusern illegale Bautätigkeiten stattfinden. Über Bodycams der Polizist * innen und Mitarbeiter * innen werden auch Nebenstraßen kontinuierlich überprüft. Wer heute als Autofahrer * in an einem Zebrastreifen in Shenzhen nicht anhält, um Fußgänger * innen über die Straße zu lassen, bezahlt direkt, in Echtzeit, die dafür vorgesehene Strafe per App im Smartphone -so vernetzt sind Autodaten und Smartphonedaten in Echtzeit. Abb. 2.8 zeigt die beschriebene Schaltzentrale der Stadtverwaltung im Jahr 2019. Der wirtschaftliche Erfolg bleibt dabei nicht aus. Bereits heute hat Shenzhen dieselbe Wirtschaftsleistung eines Landes wie Schweden (Wolff und Yogeshwar 2019). Peking hat gerade in nur 4 Jahren Bauzeit und Baukosten von 10 Milliarden Euro (Ankenbrand, China will 2019 weltgrößten Flughafen eröffnen, 2017b) einen zweiten in-ternationalen Flughafen errichtet. Dieser Flughafen ist der nach Fläche größte weltweit und etwa doppelt so groß wie der geplante neue Flughafen in Berlin (BER). Die geplanten Fluggastzahlen sollen den bisher größten Flughafen der Welt, Atlanta, übersteigen. Der Zeitplan wurde bis auf wenige Monate eingehalten. Der Bau dieses Flughafens ist nicht nur ein Prestigeobjekt, sondern war auch wirtschaftlich nötig geworden, da der alte Flughafen bereits aus allen Nähten platzt und die Anzahl der Passagiere weiterwachsen wird. Er ist Teil eines großen Umstrukturierungsprojektes für Peking. Peking soll nur noch die für eine Hauptstadt üblichen Aufgaben übernehmen, wie etwa die Staatsregierung, internationale Kommunikation, Forschung und Entwicklung. Alles anders soll ausgelagert werden in das Umland, in dem eine neue Metropolregion, "Jing-Jin-Ji" genannt, entsteht (Ingenieur.de 2019). Es liegt nahe anzunehmen, dass hier die Schnelligkeit von Genehmigungen eine Priorität für alle Behörden ist, die mit dem Bau beschäftigt sind. Im Vergleich zu den Auflagen, Verzögerungen und Kosten des Berliner Flughafens ist die chinesische Geschwindigkeit sehr hoch: Der Berliner Flughafen wurde 1997 genehmigt, der Spatenstich folgte 2006, die Fertigstellung war für 2011 geplant, sollte also auch innerhalb von 5 Jahren erfolgen (Stern 2019 Der KI-Plan der Regierung von 2017 sieht explizit vor, dass in Bildung und Ausbildung von KI investiert werden soll, (Webster et al. 2017 ) wörtlich aus dem Chinesischen übersetzt steht dort: "Construct an AI academic discipline Improve the disciplinary layout of the AI domain. Establish AI majors. Promote the construction of a discipline in the domain of AI. Establish AI institutes as soon as possible in pilot institutions. Increase the enrollment places for masters and PhDs in working in AI and related disciplines. Encourage colleges and universities to broaden the content of AI professional education on an original basis. Create a new model of "AI + X" compound professional training, attaching importance to cross-integration of professional education for AI and mathematics, computer science, physics, biology, psychology, sociology, law, and other disciplines. Strengthen cooperation in production and research. Encourage universities, research institutes, enterprises and other institutions to carry out the construction of an AI discipline." In Summe sollen also AI-Universitätsabschlüsse und AI-Universitätsinstitute geschaffen werden sowie Ausbildungen von "KI + X", die KI mit Mathematik, Informatik, Physik, Biologie, Psychologie, Soziologie, Recht und andere Disziplinen kombinieren. Außerdem wird dazu angehalten, Produktion und Forschung bei KI stärker zu verknüpfen. Die ersten sichtbaren Erfolge dieser spezifischen Ausbildungen in China werden sicherlich noch ein paar Jahre auf sich warten lassen werden. Allerdings kann man schon heute absehen, dass die Investitionen der letzten Jahre in das Bildungssystem ein gutes Fundament darstellen, um darauf aufbauend junge Talente in KI auszubilden: China verbessert offenbar seit Jahren die Schulbildung und seine Universitäten. Der "Bertelsmann Tranformationsindex" (BTI) attestiert China im Bereich "Bildungspolitik/ Forschung und Entwicklung" im Jahr 2006 sechs von 10 möglichen Punkten, 2010 sieben und 2016 schon acht von 10 "Bildungspunkten". Damit liegt China vor Staaten wie Brasilien, Indien, Russland und Südafrika (Bertelsmann-Stiftung 2018). Im neusten BTI erreicht China erneut acht von 10 Punkten. Vergleiche mit Deutschland oder den USA können leider nicht gezogen werden, da der BTI diese Länder nicht mit einbezieht (Bertelsmann-Stiftung 2006 . Die positiven Ergebnisse der Bildungspolitik sind auch sonst sichtbar: Im aktuellsten globalen Pisatest von 2015/2016 führt China vor Deutschland und den USA. Während China und Deutschland sich von 2010 bis 2015 verbesserten, fallen die USA sogar weiter ab (Siehe Abb. 2.9). Allerdings muss man die Zahlen mit Vorsicht genießen. Der Pisatest weist für China mehrere Regionen aus: Shanghai, Hongkong und die Sonderverwaltungszone Macao. Die Zahlen des Pisa-Testes für Shanghai 2009 und 2012, hier lag Shanghai auf Platz 1, sollen nicht repräsentativ sein, weil sie lediglich an Eliteschulen erhoben worden seien (Erling 2018) . Daher habe ich diese für die Abbildung bewusst nicht ausgewählt. Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass das primäre offizielle Bildungsziel Chinas, hier formuliert von Xi, weiterhin sei, Erbauer des Sozialismus und Nachfolger heranzuziehen, die die Auferstehung Chinas als großer Nation beförderten. Lehrer hätten als "Ingenieure der Seele" den Patriotismus der Jugend zu wecken (Erling 2018) . Der Staat dämmt folglich derzeit offenbar die privaten Initiativen der boomenden Nachhilfeindustrie wieder ein. Diese Branche ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Es gibt 382.000 private Organisationen in China, die auf außerschulische Nachhilfe und Fortbildung spezialisiert sind (Erling 2018) . Aktuell liegen die privat finanzierten Ausgaben für Nachhilfe im schulischen Bereich bei umgerechnet rund 70 Milliarden Euro. Darüber hinaus legt das chinesische Schulwesen weiter großen Wert drauf, dass die Schüler * innen die Lehrenden möglichst gut kopieren. Eigene Weiterentwicklungen der Schüler * innen sind zumindest an den allgemeinbildenden Schulen in China nicht sehr verbreitet. Außerdem gibt es ein für sich entwickelnde Länder übliches Ungleichgewicht zwischen dem Bildungsstand von Stadt-und Landbewohnern: Während der Bildungsstand in Städten mit dem anderer Länder mithalten kann, brechen offenbar zwei von drei Schulkindern auf dem Land die Schule vor Ende der Schulpflicht ab (derzeit 9 Schuljahre). Bisher war das geringere Bildungsniveau für die chinesische Wirtschaft nicht unmittelbar von Nachteil, weil der größte Teil der Produktion und die Haupteinnahmen durch Arbeiten als "verlängerter Werkbank" für die westliche Welt generiert wurde. Derselbe geringe Bildungsstand wird aber aller Voraussicht nach die Weiterentwicklung des Landes behindern, so der Stanford-Ökonom Rozelle (Ankenbrand, Bildungsproblem in China: Zwei von drei chinesischen Landkindern brechen Schule ab, 2017a). Denn um führend bei Innovationen, KI und in der Wirtschaft zu werden, braucht es viele, selbständig denkende und weiterentwickelnde Geschäftsleute mit einer hochwertigen Ausbildung. Allerdings scheint die Qualität der chinesischen Universitäten noch nicht auf einem ähnlich hohen Niveau im Vergleich zu anderen Ländern zu sein. Laut Bertelsmann-Stiftung sind im Times Ranking der 100 weltweit besten Hochschulen 2014-2015 nur zwei chinesische Universitäten zu finden (Bertelsmann-Stiftung 2018, S. 43) . Das ändert aber nichts dran, dass die Anzahl der Studenten an chinesischen Hochschulen jedes Jahr um 16 % steigt. Vielleicht erlaubt China wegen der noch nicht optimalen Qualität der inländischen Hochschulen seinen Talenten außerdem zunehmend, im Ausland zu studieren, wie Abb. 2.10 zeigt. Auch deren Anzahl wächst jährlich um jeweils 14 %. Schätzungen gehen davon aus, dass in China zwischen 200 und 300 Millionen Chinesen Englisch lernen. Das ist eine Größenordnung, welche der Bevölkerung der USA entspricht. (Dyer 2014, S. 142) . Im Jahr 2030 werden, laut Vorhersagen, 37 % der Wissenschaftler * innen in der Welt aus China kommen, nur 4,2 % aus den USA und 1,4 % aus Deutschland (Wolff und Yogeshwar 2019) . Selbst wenn man die Bevölkerungszahl dieser Länder zur Gewichtung und damit zum fairen Vergleich heranzieht, bleibt die Tatsache, dass ein Land, das 37 % der Wissenschaftler * innen vereinigt, wahrscheinlich dann mehr und auch bessere Forschung und Patente hervorbringen wird. Das legt schon das Gesetz der Wahrscheinlichkeit nahe. Bereits 2017 lag der chinesische Anteil der weltweiten Patentanmeldungen bei 43,6 %, während die USA als zweitgrößter Anmelder auf 19,2 % kam (World Intellecutal Property Organization 2018, S. 7). nehmen in den USA in der Regel strukturiert zur Verfügung stehen, während sie in China eher unstrukturiert vorliegen. Welle 3: Perception-KI: Hier liegt aktuell China vorne in einem von Lee geschätzten Verhältnis von 60:40. Er rechnet mit einem wahrscheinlich noch deutlicheren Vorsprung von China vor den USA in 5 Jahren, (80:20) , weil chinesische Bürger * innen eher als US-Amerikaner * innen bereit sind, auf die persönlichen Schutzrechte ihrer Daten zu verzichten, um einen eigenen Convenience-Vorteil zu erzielen. Welle 4 Das McKinsey Global Institute kombiniert Zahlen und Experteneinschätzung und bewertet mit einer sehr ausführlich beschriebenen Logik die heutige "Readyness" einzelner Staaten für KI (McKinsey Global Institute 2018, S. 30-34) . Dafür gebe es KI-Indikatoren, zu denen gezählt werden: Investitionen in KI, KI-Forschungsaktivitäten und potentieller Produktivitätsanstieg durch KI und Automatisierung. Als sogenannte "KI-Enabler" werden betrachtet: Digitale Absorber, z. B. Breitbandausbau, Innovationsgrundlagen, Humankapital, z. B. mathematisch-wissenschaftliche Fähigkeiten von Schüler * innen, Austauschfähigkeit des Landes mit anderen Ländern, Arbeitsmarktstruktur und -flexibilität). McK trennt nach der Analyse die untersuchten Länder in vier Gruppen, abhängig von ihrer "AI-Readyness" (siehe Abb. 2.11). In der ersten Gruppe -"aktiv global führende Länder"-befinden sich nach dieser Analyse nur die USA und China, die aktuell auch die Spitzenpositionen einnehmen. Es lohnt sich, die Originalzusammenfassung der McK-Analyse dazu zu zitieren (McKinsey Global Institute 2018, S. 32): "These two countries are currently leading the race to supply AI, and they have unique strengths that set them apart from all others. Scale effects enable more significant investment, and network effects enable these economies to attract the talent needed to make the most of AI. Together, they are responsible for the vast majority of AI-related research activities. They are a long way ahead of other countries on AI-related patents, publications, and citations. They also make substantial investment in AI. In terms of external investment Abb. 2.11 Grad der KI-Aufnahmefähigkeit eines Landes (McKinsey Global Institute 2018, S. 32. Der zweite Teil der Analyse (Landesgruppen 3 und 4) wird hier aus Platzgründen nicht gezeigt. Zu den in der Grafik gezeigten Fußnoten führt McKinsey aus: 1) for the threshold, we calculated a global average and then measured standard deviation. If countries are generally one standard deviation above the average, we categorized them as "above" and one standard deviation below average as "below"; we categorized the rest as being "within." For certain dimensions where values for leading countries are far higher than the average, we lowered the threshold to show relative differences clearly. 2) VC = venture capital; PE = private equity; M&A = mergers and acquisitions. 3) PISA = Programme for International Student Assessment, OECD; STEM = science, technology, engineering, and math; GHCI= Global Human Capital Index; WEF= World Economic Forum. 4) GTCI= Global Talent Competitiveness Index. 5) The score is calculated based on a weighted average of each area that can have a different degree of impact on GDP growth per their elasticity. NOTE: The contents of this table are indicative. Countries in each group are listed in alphabetical order) (investment from one firm to another), including venture capital, private equity, and M&A, the United States accounted for 66 percent, while China was a distant second with 17 percent in 2016. However, China's share is growing rapidly. These countries also have solid enablers. In 2016, they invested about 2 to 3 percent of GDP in overall R&D. Depending on national priorities and business opportunities, these huge R&D investment capacities could be channeled into AI. Although China's capacity to innovate is increasing, the economy is digitizing quickly, and investment in AI is substantial. China and the United States are also the large contributors to global trade (in terms of both exports and imports), responsible for more than 20 percent of all the value being traded globally." McK simuliert dann die KI-Absorption der einzelnen Länder in der Zukunft (nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse der Simulation nur indikativ zu verstehen seien) und sagt voraus, das die aktuelle "KI-Absorptionsfähigkeit" eines Landes der Treiber für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg sein wird. Ein weiteres Beispiel ist sicherlich auch das Dienstleistungsangebot, welches insbesondere in den letzten 10 Jahren aufgrund der Digitalisierung nicht umfassender sein könnte. Alles, was das Leben und den Alltag einfacher und effizienter macht, gibt es i. d. R. per App. Alleine mit WeChat kann ich überall zahlen, Flüge buchen, Steuern und Strafzettel bezahlen, Taxis rufen, Essen bestellen, Stromrechnung begleichen, Kinotickets buchen, und, und, und. China arbeitet mit 5-Jahresplänen. Können Sie kurz erklären, was im aktuellen 5-Jahresplan steht und was mit "Made in China 2025" gemeint ist? Was ist der "Chinesischen Traum"? Beim aktuellen 5-Jahresplan geht es im Wesentlichen um die Transformation der Wirtschaft, der Umwelt bzw. den Umweltschutz und vor allem auch gesellschaftliche Themen. Daran kann man sehr gut ablesen, wie sich Chinas Interessen und Prioritäten seit Ende der 70er-Jahre von Deng Xiaoping eingeleiteten Öffnungspolitik verändert haben. Heute geht es um ein kontrolliertes wirtschaftliches Wachstums, die gezielte Förderung von Innovationen und Hi-Tech. "Made in China 2025" ist das erklärte Langzeitziel Chinas, die weltweite Technolgieführerschaft zu erreichen -insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Robotertechnik und Automatisierung. Vor allem aber hat China seine Umweltprobleme erkannt und geht diese gezielt an, z. B. weg von der Kohle hin zu alternativen Energien. Aus meiner Sicht allerdings sind die gesellschaftlichen Themen die spannendsten. Wenn man sich überlegt, in welcher Geschwindigkeit China sich komplett gewandelt hat … das geht an einer Gesellschaft nicht spurlos vorbei. Nicht umsonst heißen die aktuellen Schlagworte und Ziele im 5-Jahresplan "harmonische Gesellschaft", "soziale Stabilität" usw. Der "Chinese Dream" unterscheidet sich eigentlich nicht so sehr vom "American Dream". Prinzipiell ermöglichen die politischen Rahmenbedingungen den Chines * innen alle Freiheiten, Karriere zu machen und es zu materiellem Reichtum zu bringen bzw. den Lebensstandard zu verbessern. Aber anders als in den USA geht es nicht so sehr um das Individuum, sondern um die Verwirklichung des "Chinese Dream" aus dem chinesischen Kollektiv heraus, mit einer starken Nation und der kommunistischen Partei im Rücken. Welche Generell bereitet bürokratischer Aufwand nirgendwo in der Welt viel Freude. Aber ich kann deutlich erkennen, dass China sich auch hier ständig weiterentwickelt und mittlerweile sehr, sehr viel digital bzw. online abgewickelt werden kann. Die Ämter werden immer moderner und kundenfreundlicher gestaltet. Und auch wenn eine Behörde voller Menschen ist, läuft die Abwicklung doch sehr zügig und organisiert. Und dass auf meinem Steuerbescheid "Thank you for contributing to China's prosperity" steht, ist einfach eine nette Geste, über die ich immer noch schmunzeln muss. China wird in den deutschen Medien sehr oft hart angegangen. Das ist aus meiner Sicht nicht immer fair und hängt zu allererst davon ab, aus welcher Perspektive man beurteilt. Viele Stimmen westlicher Industrienationen fordern von China z. B. Demokratie. Ein Mitspieler aus meiner Fußballmannschaft hier in China, der aus einem kleinen armen afrikanischen Land kommt, sieht zuerst, dass China es geschafft hat, die Grundbedürfnisse von 1,4 Milliarden Menschen zu befriedigen, oder anders ausgedrückt, seine Bevölkerung "durchzufüttern". China hat seit Anfang der 80er-Jahre über 700 Mio. Chinesen aus der Armut geführt. China exportiert weder Terrorismus noch Wirtschaftsflüchtlinge. Und die umfassende Modernisierung der Infrastruktur, die stete Erhöhung des Wohlstands, der Ausbau des Sozialversicherungssystems und die Stärkung der Arbeitnehmerrechte sind weitere Errungenschaften. Auch mit der gewachsenen internationalen Verantwortung geht China meines Erachtens gut um, ist eine gemäßigte Stimme im UN-Sicherheitsrat und stellt u. a. ein der größten Blauhelm-Kontingente. Wenn Sie Marketingmanager*innen in Europa einen Tipp geben sollten, was sie mehr/ besser machen sollten, um wettbewerbsfähig zu sein, was wäre das? Na ja … die Marketingmanager * innen können ja letztendlich auch nur vermarkten, was die europäischen Firmen an Produkten zu bieten haben. Ich denke vielmehr, dass Europa aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren, insbesondere bei der Digitalisierung und bei Innovationen. Wenn Europa aus gemeinsamer Stärke heraus agiert und international mit einer Stimme spricht, werden die Firmen auch wettbewerbsfähig bleiben. Unabhängig davon sollte man immer ein Auge auf die Entwicklung und Fortschritte im asiatischen Raum und vor allem in China haben. Beispielsweise macht uns China gerade bei der 5G-Technologie vor, wie es geht. Fazit: Darum wird der Sack Reis, der in China umfällt, wichtig für uns Das kollektive kulturelle Erbe macht es für die Menschen in China leichter als für jene in westlichen Gesellschaften, mit neuen Technologien kollektiv umzugehen. Der geringe Personendatenschutz und die Tatsache, dass China das bevölkerungsreichste Land der Erde ist, spült deutlich mehr Daten zum Analysieren in die KI-Systeme, als dies im Westen derzeit möglich ist. Der strengere chinesische Landesdatenschutz bringt es außerdem mit sich, dass einerseits die eigenen Daten im Lande bleiben und andererseits der Knowledgetransfer nach China hinein besser funktioniert als aus China heraus. Die Regierung unterstützt darüber hinaus mit viel Geld die Ausbildung von KI-Expert * innen im In-und Ausland, die Optimierung des Schul-und Ausbildungsssystems auch in Bezug auf KI-Fähigkeiten und erleichtert bürokratische Vorgänge rund um KI. Es kommen in China also die drei Faktoren zusammen, die es braucht, um auf dem Sektor der KI führend zu werden: KI-Technologie und Fachpersonal, große Mengen miteinander verknüpfter Daten und ein genügend hohes Budget, um daraus Neues zu entwickeln. Kein Wunder, dass die "Big Three", also Baidu, Alibaba und Tencent den Vergleich mit den "Big Four" der westlichen Welt, Google, Apple, Facebook und Amazon, nicht scheuen müssen. Hier werden die nächsten KI-Innovationen entstehen, hier werden wir hinschauen müssen, um lernen zu können. Es wird für uns im Westen wichtig werden, ob und wie der sprichwörtliche Sack Reis in China umfällt. Wo wir tatsächlich heute schon im Bereich Marketing von China lernen können, zeigen die nächsten Kapitel. Peking will gläserne Unternehmen Bildungsproblem in China: Zwei von drei chinesischen Landkindern brechen Schule ab Oktober Asien in Zahlen -Teil II -Punktabzug für zu seltene Besuche bei den Eltern Asien in Zahlen -Teil 3 -Made in China BTI 2018 transformationsindex The race for AI supremacy Mitte der Welt Auf dem Weg zur totalen Überwachung. 29. Juli The new era of competition with China Drillen bis zum Umfallen Macron setzt auf Künstliche Intelligenz Spotlight on China retail Income per person Der Wahn des Tyrannen Wie China den Dollar knacken will Flughafen Berlin (BER) Kosten. 31. Juli Bundesregierung will Milliarden in KI investieren und den USA und China zuvorkommen Wie China bei der Künstlichen Intelligenz zur Supermacht aufsteigt World economic and financial surveys Creativity is China's greatest future resource AI superpowers: China, silicon valley, and the new world order China -Die Welt des Xi Jinping Merkel in China: Wo die Kameras alles sehen Januar How to win the technology race with China Notes for the frontier: Modeling the impact of AI on the world's economy Anzahl der Studenten aus China, die im Ausland studieren in den Jahren Deutsch-Französische Kooperation -China investiert massiv in Künstliche Intelligenz Dezember Private equity investment in artificial intelligence The world in 2050 -The long view: How will the global economic order change by 2050? Factfullness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist Sozialpunktesystem in China: Eine Welt ohne Datenschutz? Massenhaft Nutzer -mangelhafter Datenschutz Made in China 2025 Was China in Dschibuti vorhat Bau von BER-Flughafen: Erinnern Sie sich an diese Nachricht? Understanding China's social credit system World population prospects Full translation: China's ‚new generation artificial intelligence development plan‛ März 2019a). Digital ecosystem Der große Umbruch -Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert World intellectual property indicators 2018. 04 März Secure a decisive victory in building a moderately prosperous society in all respects and strive for the great success of socialism with Chinese characteristics for a new era