Gesellschaftsmitteilungen · Society Bulletins Kongressbericht der dritten Bodenseekonferenz für klassische Naturheilkunde der European Society for Classical Natural Medicine – Überlingen, 21.– 23. September 2000 Donnerstag 21. September 2000 Der Kongress wurde eingeleitet durch eine Begrüssung von Prof. Malte Bühring, Berlin. Es folgte eine Präsentation von Originalmitteilun- gen. Folgende Präsentationen wurden vorge- stellt: Exacerbation einer autoimmunen Hepatitis unter Fastentherapie Fey S, Treichel U, Beer A-M, Modellabteilung für Naturheilverfahren, Klinik Blankenstein, Hattingen, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Zentrum für Innere Medizin, Uni- versitätsklinikum Essen Zusammenfassung: Das Absetzen der immun- suppressiven Therapie bei autoimmuner Hepa- titis vor Beginn der 8-tägigen Molke-Fasten- therapie hatte die Reaktivierung der Hepatitis zur Folge. Folglich sollte eine Fastentherapie bei autoimmuner Hepatitis nur unter strenger Indi- kationsstellung unter ärztlicher Beobachtung im stationären Akutbereich erfolgen. Emotionell-vegetative Regulation bei Kindern als objektives Kriterium für den Effekt einer psycho- somatischen Nordseeheilkur Hecht K, Andler S, Institut für psychosoziale Gesundheit Berlin Konstitutionelle Unterschiede in der Bioverfüg- barkeit von Isoflavonen in Sojamilch Kohlmeier M, Muldrow W, Switzer B, Depart- ment of Nutrition, School of Medicine and School of Public Health, University of North Carolina at Chapel Hill, NC, USA Zusammenfassung: Eine Verminderung der Laktaseaktivität im Dünndarm beeinträchtigt offenbar die Resorption von wertvollen Pflan- zeninhaltsstoffen. Betroffen davon sind vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die eigentlich den grössten Nutzen vom regelmäs- sigen Verzehr Isoflavon-reicher Sojaprodukte haben sollten. Die Verwendung geeigneter Laktasepräparate kann den konstitutionellen Enzymmangel zumindest teilweise ausgleichen und so den gesundheitlichen Nutzen einer über- wiegend pflanzlichen Kost verbessern. Verbesserung der Immunregulation durch Hydrotherapie – Wirkung einer vierwöchigen Serie täglichen Wassertretens auf das Th1/Th2- Gleichgewicht Kreutzfeldt A, Albrecht B, Müller K, Sektion Physikalische und Rehabilitative Medizin der Martin-Luther-Universität Halle Zusammenfassung: Die Untersuchung belegt, dass der bekannte klinische Effekt des Wasser- tretens (Reduzierung der Infekttage) mit einer Beeinflussung des Immunsystems im Sinne einer Aktivierung der Th1-Reaktion (mit ver- mehrter Produktion von IL-2 und IFN-�) ein- hergeht, der im Sinne einer Anpassungsreaktion (funktionelle Adaption) des Immunsystems gewertet werden kann. Gefördert durch das Sebastian-Kneipp-Institut Bad Wörishofen. Ergebnisse einer randomisierten doppelblinden Studie zur Wirksamkeit und Äquivalenz von Kava-Kava und Kavain Kron M, Gaus W, Schütze M, Fitz F, Faust V, Abteilung Biometrie und Medizinische Doku- mentation, Universität Ulm, Abteilung Psychia- trie I, Universität Ulm Zusammenfassung: Die Wirksamkeit von Kava- Kava und Kavain bei Angst-, Spannungs- und Unruhezuständen konnte nicht gezeigt werden, was bestätigt, dass die alte Indikation der Kom- mission E des ehemaligen BGA, jetzt BfArM, für einen Wirksamkeitsnachweis nicht geeignet war. Für zukünftige Studien sollte die neue Indi- kation «generalisierte Angststörung» gewählt werden. Einfluss der Einnahme einer basischen Mineral- stoffergänzung während einer einwöchigen Fastenperiode Michalsen A, Weidenhammer W, Melchart D, Saha J, Dobos G, Abteilung für Innere Medizin, Naturheilkunde und Integrative Medizin, Klinik Essen-Mitte, Zentrum für naturheilkundliche Forschung, II. Medizinische Klinik, TU München, SANITAS Dr. Köhler Parkkliniken, Bad Elster Schlussfolgerung: Bei einwöchigem Fasten findet sich in der untersuchten grossen Studien- population kein Hinweis auf einen Nutzen der gewählten Basentherapie. Weitere Untersu- chungen mit eventuell längeren Fastenperioden oder dosisintensivierter Basensubstitution sind notwendig. Eine kliniktaugliche Adaptation des SF-36 und ihr Einsatz zur Qualitätssicherung in naturheil- kundlichen Einrichtungen Müller H, Franke A, Schuck P, Lischka E, Lischka N, Weidenhammer W, Melchardt D, Resch K-L, Forschungsinstitut für Balneologie und Kurort- wissenschaft, Bad Elster, Malteser Klinik Dr. v. Weckbecker, Bad Brückenau, Münchener Modell, Zentrum für naturheilkundliche For- schung, TU München Zusammenfassung: Mit dem SF-36m liegt eine kliniktaugliche Version des SF-36 mit zufrieden- stellenden psychometrischen Eigenschaften vor, die allenfalls kleine Unterschiede zum Original- fragebogen erkennen lässt. Der kombinierte Einsatz von SF-36 und SF-36m erlaubt eine zuverlässige Beurteilung kurz- und langfristiger Änderungen der Lebensqualität bei der Quali- tätssicherung in naturheilkundlichen Kliniken. Kreislauf und metabolische Parameter vor und nach ambulanter Hydrotherapie bei Patienten mit Hypertonie im Stadium I und II nach WHO Rokosch A, Stange R, Doering TJ, Bühring M, FU Berlin, Klinikum Moabit, Abt. Naturheil- kunde, Berlin Schlussfolgerung: In der jetzt abgeschlossenen ersten Auswertungsphase der ambulanten Hy- drotherapie-Studie an Hypertonikern lassen sich deutliche Hinweise in Hinsicht auf eine Reduktion der Sympathikusaktivität nach kör- perlichen Belastungen nachweisen. Reliabilitäts-, Validitäts- und Veränderungssensi- tivitätsprüfungen zu einem kurzen generischen Lebensqualitätsinstrument Schuck P, Franke A, Henke C, Scheffel A, FBK Bad Elster, Vogtlandklinik Bad Elster Zusammenfassung: Angesichts der Praktika- bilität des DUKE, vor allem für Qualitätssiche- rungsmassnahmen, kann die Validität, Relia- bilität und Änderungssensitivität seiner Mehr- Item-Skalen als akzeptabel gelten. Schmerz und «disability» sollten zusätzlich mit anderen validen Instrumenten erhoben werden. Periartikuläre Hauttemperaturen während einer intrakutanen Misteltherapie bei Patienten mit Gonarthrosen Stange R, Moser C, Britzke K, Goedings P, Mansmann U, Bühring M, Klinik für Naturheil- kunde, Klinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin, Helixor Heilmittel GmbH u. Co, Rosenfeld, Institut für Medizinische Statis- tik, Epidemiologie und Informatik, Klinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin Diskussion: Im Unterschied zu klinischer Erfah- rung und Anwendungsbeobachtungen bei der subkutanen Misteltherapie onkologischer Pa- tienten konnte im Rahmen dieser Studie trotz engmaschiger Messungen keine Langzeitwir- kung auf die Hauttemperatur in Nähe der intra- kutanen Applikation nachgewiesen werden. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001;8:116 –117 © 2001 S. Karger GmbH, Freiburg Fax +49 761 4 52 07 14 Accessible online at: E-mail Information@Karger.de www.karger.com/journals/fkm www.karger.com Ebenfalls im Unterschied zu naturheilkund- lichen Vorstellungen eines höheren Gewinns aus Reizkörpertherapien bei eher niedrigen («kühlen») Ausgangstemperaturen hatten hier Patienten mit initial höheren Hauttemperaturen den grösseren Therapiegewinn. Ein wärmender Einfluss auf die Thermoregulation liess sich für keinen Punkt und keine Untergruppe nach- weisen. Diese Befunde sind möglicherweise mit anderen Wirkqualitäten der intrakutanen gegenüber der subkutanen Mistelapplikation oder der anderen Patientenpopulation zu erklären. Die multidisziplinäre Vitalitätsdiagnostik zur objektiven Qualitätskontrolle naturheilkundli- cher Behandlungen Steiniger J, Schneider A, Rhode J, Klinikum Buch, Klinik für Physiotherapie/Naturheilver- fahren, Herbert-Krauss-Klinik, Berlin Zusammenfassung: Mit Hilfe der vorgestellten multidisziplinären Vitalitätsprüfung können die positiven Ergebnisse naturheilkundlicher bzw. physiotherapeutischer Behandlungen auf den Ge- samtorganismus objektiv dokumentiert werden. Zahnärztliche Behandlung als Therapieblockade bei Naturheilverfahren Treusch R, Beilngries Am Abend erfolgte ein Festvortrag und Abend- gespräch in der Klinik Buchinger mit dem Thema «Grunddaten des Menschen als ethisches Subjekt und Objekt» von U. Kern, Rostock. Freitag, 22. September 2000 Die Teilnehmer des Kongresses wurden begrüsst von Herrn Prof. Dr. Malte Bühring, Berlin, und Frau Dr. F. Wilhelmi de Toledo, Überlingen, so- wie von der Stadt Überlingen. Es schloss sich der vormittägliche Schwerpunkt «Pädiatrie» mit dem Vorsitz von W. Dorsch, München an. Fol- gende Beiträge wurden vorgestellt: – Psychosomatik im Kindesalter – drei Kurzvor- träge und ein Streitgespräch – Naturheilverfahren beim atopischen Ekzem im Kindesalter – Die exsudative Diathese – eine neue Erklä- rung für ein altes Konstitutionskonzept – Bedeutung der Mukosabarriere für die Ernäh- rungstherapie Am Mittag folgte der Schwerpunkt «Phyto- therapie» unter Vorsitz von B. Uehleke mit folgenden Themen: – Naturheilkundliches und Rationales in der Phytotherapie – Tonika und ihre Wirkungen im Magen-Darm- trakt – Neues über Nutzen und Risiken von Johannis- kraut Anschliessend wurde zur Gründungsversamm- lung der Deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für klassische Naturheilkunde ein- geladen. Samstag, 23. September 2000 Am Vormittag wurde der Schwerpunkt «Qua- litätssicherung und neue Konzepte» unter dem Vorsitz D. Melchart, München behandelt. Folgen- de Beiträge wurden vorgestellt: – Qualitätssicherung in der Naturheilkunde am Beispiel des Münchener Modells – Das Konzept der «Integrierten Versorgung» – Aufgabe und Chance für klassische Naturheil- verfahren – Transparenz und Qualität – wo liegen die Standards für naturheilkundliche Kliniken? Die nachmittäglichen Workshops wurden auf- grund von geringen Teilnehmerzahlen nicht durchgeführt. Anstelle dessen wurde ein Ge- sprächskreis mit dem Themenschwerpunkt «Qualitätsmanagement in naturheilkundlichen Kliniken. Welche Aufgaben kann eine Fach- gesellschaft für Naturheilkunde in diesem Zu- sammenhang erfüllen?» unter der Leitung von D. Melchart abgehalten. G. Frank, Heidelberg Gesellschaftsmitteilungen · Society Bulletins 117Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001;8:116 –117